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Georg Funk

 

Georg Funk (1901-1990)

Am 31. März 1926 veröffentlicht die Stadtverwaltung Chemnitz in der "Deutschen Bauzeitung" eine Ausschreibung, die ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen wird: "Junger Architekt als Hilfskraft für die Bearbeitung von Bebauungsplänen und architektonischen Entwürfen zum 1. Mai 1926 gesucht."
Der Dresdner Georg Funk (Sohn eines Oberpostdirektors) beendete soeben seine Diplomarbeit an der TH Dresden, vielleicht leicht verspätet, denn er wollte sicher alles von der Pike auf wissen und arbeitete also zwischendurch auch ein halbes Jahr als Maurer und danach acht Monate als Bauführer eines Stuttgarter Architektenbüros. Aber eine Woche nach dem Inserat bewarb sich der 25-jährige Funk in Chemnitz, hatte zwei Wochen später seinen Einstellungsvertrag und alsbald auch das Wohnrecht an der Zschopauer Straße 121, 3. Obergeschoss. Drei Jahre darauf erlangt Georg Funk die Beglaubigung als Regierungsbaumeister, wurde später Mitglied in der Reichskammer der Bildenden Künste und in der Gesellschaft für Bauwesen. Es war die Zeit, da in Chemnitz der Architekt Fred Otto wirkte: Alle diese Bauspuren zwischen Großkampfbahn und Volksschule Borna, Stadtbad, Wasserwerk und (Gunzenhauser-)Sparkasse sind mit beider Namen verbunden. Otto wohnte an der Enzmannstraße ("Kunst braucht Gunst" ist in die Fassade eingemeißelt), Funks Familie lebte inzwischen an der Neefestraße 26, nahe Katharinenstraße, Wand an Wand mit Stadtmedizinalrat Erich Herbst. 18 Lebensjahre trennten beide Architekten, noch vor Kriegsende starb Fred Otto.
Funk wollte die enge Innenstadt irgendwann mit einer Durchgangsschneise modernisieren, wofür Abbrüche vom Falkeplatz bis zum Dresdner Platz genug Raum schaffen sollten, besonders zwischen Beckerplatz und "Goldener Anker". Der Totale Krieg Hitlers schafft das auf schrecklichere Weise: Bei Kriegsende raucht die Chemnitzer Innenstadt als entsetzliche Trümmerwüste. Zur Enttrümmerung ist Georg Funk in Chemnitz, die Wohnung an der Neefestraße 26 war bewohnbar geblieben. Oberbürgermeister Max Müller berief Georg Funk am 1. September zum ersten Stadtbaudirektor der Nachkriegszeit, womit ihm fortan unterstanden das Hochbauamt, das Bauaufsichtsamt, das Vermessungsamt sowie die Bauwirtschaftsstelle.
In seinem Baugeschichtsband "Die Stadt mit dem Köpfchen" zählt Karl Joachim Beuchel Funks Stadtplanung und demokratische Verwurzelung "zu den mutigen Schöpfungen der bauwilligen Generation damaliger Zeit". Der Wiederaufbau begann an der Straße der Nationen und im Interesse einer Nord-Süd-Trasse am alten Karl-Marx-Platz/Zschopauer Straße. Beuchel hatte Funk in Dresden als "seinen Professor" kennengelernt - Baurecht und Bauordnung waren dort seit 1959 sein Metier als Ordinarius für Städtebau. Jahrzehnte später rühmt man noch als Teil dieser "Dresdner Schule" behutsamen Stadtumbau in charaktervollem Respekt, wie ihn Funk lehrte und lebte: "Mit Hochachtung sehen wir heute nach endlicher Vollendung der Chemnitzer Zentrumsbebauung alle Tragfähigkeit seiner Ideen." (Prof. Berhard Gräfe)
In Chemnitz ist Georg Funks Andenken zuweilen gern in Fachkreisen, weniger in aller Öffentlichkeit dargestellt worden. So hat Karl Joachim Beuchel jetzt weitaus mehr Lebensdaten Funks für unsere Rubrik zusammengetragen und offensichtlich gern der Einladung zugestimmt, ausführlicher Anfang Dezember im Tietz darüber zu berichten: Der Student rühmt seinen Professor. Welch schöne Erbepflege.

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi