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Guenter Negwer

Günter Negwer

Ein Glockengruß aus Chemnitz dank MP3

Bei Propst Negwer im Hause Weststrasse 21 herrschte die sichere Güte der Verlässlichkeit, die Atmosphäre der besonnenen Art im Umgang mit dem Wort, den Menschen ringsum und dem Lauf der Zeit. Allerlei Trubel auf jugendgemäß unbeschwerte Art schloss das nicht aus. Dabei war der Hausherr bereits Mitte Fünfzig, als er sein Amt in Karl-Marx-Stadt antrat. Seine Glatzer Heimat lag im Klang seiner Unterhaltungen, seiner Andachten und Predigten, sicher auch in der gebotenen Würde im Beichtstuhl. Denn Negwer war Katholik, damals für gut 2000 Gläubige seiner Gemeinde St. Johannes Nepomuk an der Reichsstraße. Und in den Zeiten der "Ausreisewelle" der "Republikflüchtigen" wurde es zuweilen von Woche zu Woche sichtlich weniger in den Kirchenbänken.
In den Gesprächskreisen bei Negwer boten auch seine Dienstplätze vielerlei sächsisch-thüringische Bezüge und Episoden: Geweiht zum Kaplan von Zittau in Bautzen 1955, dann tätig in Altenburg und Geising, 1970 in Leipzig, dort schon Pfarradministrator und zuletzt Dekan, schließlich seit 1982 und für neun ereignisreiche Jahre Propst in Karl-Marx-Stadt nach Kanzler- und Seelsorgedienst in Dresden-Pillnitz. Da ist ihm der Austausch mit den Kaplänen, überhaupt der Umgang mit jungen Katholiken, ein Elixier, die Facetten des New Age anregende Herausforderung wie ganz pragmatisch die Thematik der "Bausoldaten" als DDR-Spezialität.
Der Weg des Krakauers Wojtyla, des Papstes Johannes Paul II., eben mal sieben Jahre älter als er selbst, erinnert ihn wohl oft auch an Standfestigkeit und tätige Gottbefohlenheit eines Chemnitzer Pfarrers namens Ludwig Kirsch von St. Joseph (siehe gern Stadtstreicher 9/95). Als Mutter Teresa mehrfach auf dem Sonnenberg bei den "Missionarinnen der Nächstenliebe" weilt, ist er dezent begleitend an der Seite der Friedensnobelpreisträgerin (1979), auch im Rathaus in der OB-Etage.
Ein neues Pfarrzentrum mit Pfarrhaus, Kirchturm und Gemeindehaus war in unzähligen Visionen und Gebeten. Im April 1991 kam es zum neuen Spatenstich auf dem alten Bahner-Grund, der der Gemeinde bald nach dem Verlust der Kirche an Schützens Hof (heute Rosenhof-Areal) erworben worden war. Jetzt steht der 24. Januar 1992 in der Kirchenchronik als Tag des Richtfestes. Als am 2. Adventssonntag 1997 die fünf neuen Glocken erstmals ihre Stimmen erheben, ist Negwer, nun schon Altpropst, nochmals aus Freiburg auf den Kaßberg gekommen und vollzieht an der Seite seines Nachfolgers Zdarsa die Glockenweihe.
Negwer gehörte 1990 zu den Köpfen des "Runden Tischs" im Rathaus, im Forum, im Speisesaal über der Bezirksapotheke (heute Ratsapotheke), gewöhnlich saßen der Superintendent und der Propst Seit an Seit, Negwer fuhr damals einen Dacia, wie sich Christoph Magirius lächelnd erinnert: "Wir fuhren dann gemeinsam nach Hause."
Wenn jetzt sonntags das volle Geläut vom neuen Kirchturm weit über den vorderen Kaßberg tönt, darf man gern auch oft an Propst Negwer denken. Er sorgte frühzeitig für den Turm, das Geläut, für die Ankunft des ersten Nachfolgers, der heute inzwischen den Bischofshut des Bistums Augsburg trägt. Dieser Dr. Konrad Zdarsa wurde anfangs Dreherlehrling bei Barkas, mehr als die 10. Klasse erlaubt ihm damals die Staatsmacht nicht.
Das jüngste Chemnitzer Geläut, das seit Advent 1997 die in Heilbronn gegossenen Glocken vereint, kann sich der Alt-Propst nun auch in seinem Ruhesitz dank Mp3 Datei per Internet anhören. Wie Jedermann.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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