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Henriette Schmidt

 

Henriette Schmidt

"Um 12 in der Kantine!" Unsere Verabredung im Dresdner Landesfunkhaus beginnt sogar vorfristig. Eine Stunde später sammelt sich zur Mittagskonferenz die diensthabende "SachsenSpiegel"-Truppe. Die Journalisten akkumulieren Tagesthemen, kalkulieren Genrewechsel und Klangverlauf, die Sonorität der Sendung: Änderungen vorbehalten! Da sind wir dann schon auf der Rückfahrt zur Streicher-Redaktion. Kurz zuvor hatte Uta Georgi in der "Fakt ist"-Abenddebatte zwischen den Kontrahenten in Sachen Waldschlößchenbrücke zu vermitteln, weil die Flugschneisen der Fledermäuse dem unsäglich verwaltungsblockierten Dresdner Verkehrsbau nochmals in die Quere gekommen waren. "Freitagmittag haben wir das ursprünglich geplante Thema ersetzt durch die aktuelle Situation und unter Wochenendbedingungen die Vorverabredungen getroffen."

Uta Georgi kann sich kein besseres Team vorstellen. Seit Frühjahr ist sie das neue Gesicht des Sachsenspiegels, nach Studium in Leipzig, US-Auslandsstipendium und sieben Jahren n-tv. "Im FZ" hatte sie ihre noch jüngeren Jahre verbracht, also im "Freizeitzentrum" am Pappelhain im Hans-Beimler-Gebiet. Dort fand Uta in ersten Disko-Jahren ihr turbulentes Spielfeld, stets neugierig auf die kommende Zeit und die frischen Möglichkeiten. Unglaublich, was früher allein in die Technologie der Recherche zu stecken war, wo inzwischen Suchmaschinen ihre Kenntnis per Mausklick dienstbar verkaufen. "Freitagnachmittag das Fakt-ist-Thema für Montag zu ändern und dafür rundum aktuell fit zu bleiben, wäre so ganz unvorstellbar."
Uta Georgi zählt zu der Generation, die gleichsam bruchlos die Chancen neuen Rechtes wahrnehmen konnte. Auch deshalb bleibt sie mit Henriette Schmidt auserwählt an diesem Platz.
Wenn diese Zeilen unserer jetzt 15-jährigen Stadtstreicher-Rubrik "Chemnitzer Köpfe" zur Feier der Zeit etwas besonderes werden sollen, musste das schon im Fotoporträt beginnen: Doppelkopf, weiblich. Da kann der Verfasser endlich seine MDR-Favoritinnen Henriette und Uta mal grafisch zusammenfügen, zumal man beiden am gleichen Tag zum Geburtstag gratulieren kann. Uta Georgi sei "zwischen Plattenbauten in Karl-Marx-Stadt und Datsche im Erzgebirgswald" aufgewachsen, lässt sie uns wissen, Henriette Schmidt ("Guten Morgen Sachsen") hatte ihr Casting einst beim Studio Karl-Marx-Stadt von Radio DDR am Theaterplatz und lernte dort als studierte Lehrerin fortan "Rundfunk" ab 1987 "von der Pike auf". Und auch nach 1990, als dann "SachsenRadio" ihre Stimme brauchte.

Uta war nach eigener Mitteilung zuerst am 21. September 1970 pünktlich 11 Uhr zu hören: auf einer hiesigen Geburtenstation. Henriette Schmidt, eine geborene Eisenacherin, die sich aber auch gewandt in Stadtrat Meyers Backstube und überhaupt in fast allen interessanten Winkeln des Sachsenlandes auskennt (demnächst wieder bei Wolfgang Meyer frühmorgens am 3. September MDR), nahm anfangs in Hörsälen und Seminarräumen (Uni Leipzig: Deutsche Sprache und Literatur, dazu Geschichte und immer wieder spezielle 'Radiofächer') Platz, bevor sie selbst 1990 am Dresdner Studiomikrophon mit Kopfhörerzier zur jüngsten Perfektion kam: "Die genaue Zeit…" - und der Stammhörer weiß, dass ihre Infos exakt recherchiert sind und die einheimische Stimme gern mit allen Modulationen die Spannung aufs Hinterfragen lockt.
Spätestens jetzt kann auf Georgi-Schmidt als Duo hingewiesen werden, denn nach dem Studium war Uta für Henriette "meine Redakteurin". Entsprechend herzlich-innig-kollegial soll auch das Wiedersehen nach Utas n-tv-Moderatorinnenzeit nun im MDR ausgefallen sein.
Zwei Funkfrauen in Dresden mit fundamentaler Chemnitzer Vergangenheit, jung, frisch, nicht überdreht, sehenswert, hörenswert, mit grünem Daumen und Temperament...

Heimatliebe hat viele Klänge und viele Landschaften. Ringsum Powerfrauen landauf landab. Im Humus der Berge und Täler rund um den Rathausturm gediehen Talente wie die Polizeisprecherin Jana Kindt, die Schauspielerin Kirsten Block, die Regisseurin Sabine Barh und die Studiofrau Heike Leschner, die Marion Tetzner und all die starken Chemnitzer Männer im Sendegeschehen.
Während Henriette und Jürgen Schmidt in Radebeul kürzlich ihre ältere Tochter mit aller Freude in den Hafen der Ehe als Brauteltern begleiteten, hat Uta Georgi zwar feste Vorstellungen, aber in den nächsten Jahren behält der Journalistendienst Vorfahrt. Eine Babylust wollte Uta Georgi jedenfalls nicht abweisen: "Vielleicht kurz vor 40 dann" Aha. Gern.
Henriette Schmidt war neulich mal wieder an der Sagorski-Straße und schaute nach "ihrer" Platte an der Bruno-Granz-Straße. "Einfach weg. Platt." Erfahrungen. Erneuerungen. Am Pappelhain hat sich für Uta Georgi auch viel geändert. Vergangenheit. Jetzt muss sie in die Mittagssitzung.

Auf mehr als drei oder fünf einfache Sätze kommt solch ein SachsenSpiegel-Brückentext, eine Uta-Moderation, kaum - da braucht es keinen Redakteur, das gehört zu ihrem Job, darauf besteht sie. "Alles selbst geschrieben" - oder eben spontan aus der Situation heraus sicher formuliert, Ehrensache. Punkt 19 Uhr heißt es dann in Uta Georgis Sendewoche: "Es war wieder viel los in Sachsen. Hier ist der SachsenSpiegel, das sind unsere Themen:" - markant, gewinnend, verlässlich, überprüfbar. Und Jürgen Schmidt ruft mir noch einen lieben Branchenspruch hinterher: "Bleib schön fleißig, aber nicht über Einsdreißig!" Frei nach Barbara Diekmann. Gerne. Nur hier nicht.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi