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Henry Buettner

 

Henry Büttner

Büttner pur ist die Freude an sich. Selbstporträts des Künstlers sind absolute Raritäten - es sei denn, man erkennt in all seinen skurrilen Männlein zugleich die Physiognomie des Schöpfers, in allem Witz und neuen Pointen die Lebensfreude des Künstlers. Unerkannt bewegte er sich stets in Kaufhallen und Parks, als Kenner der Liebhaberei und gern scheuer Pseudo-Träumer.
Nur einmal gelang es, den vielgedruckten Künstler aus seiner Wittgensdorfer Einsiedelei in eine etwas größere Öffentlichkeit und aus der selbstgewollten Anonymität zu locken für eine Brühl-Ausstellung gemeinsam mit Harald Kretzschmar, als es Generalintendant Gerhard Meyer in einer feinsinnigen Vernissage-Rede verstand, den biografischen Bogen zwischen Kretzschmar und Büttner sensibel zu spannen, weil diese Seit‘ an Seit‘, Blatt um Blatt dort ausstellten. Zu verdanken war diese Exposition einer langen Bemühung, Kretzschmars berühmte Porträtkarikaturen 1976 im damaligen Museum am Theaterplatz nobel auszustellen, dort auch die einheimischen Karikierten vor die Rahmen zu setzen (Hans Brockhage, Kurt Drummer, Rudolf Weißer u.a.) und mit dem Publikum über Kunst und Leben zu reden. Zum da capo zehn Jahre später kam es dann dank Kretzschmar dazu, den überragenden Humoristen Henry Büttner zu einer Ausstellung am (hiesigen) Brühl zu überreden: DDR-Illustrierte von "NBI" über "Zeit im Bild" bis "Freie Welt" und "ff dabei" benutzten gern seine Anziehungskraft, auch "Das Magazin", "Neues Leben" und "Armee-Rundschau". Vereinnahmung? Ventil?


Jede Doktorarbeit zu diesem Thema hat sich nicht unter das Niveau von "Good bye, Lenin" zu begeben – frei von Denunziation also. Büttners Strichmännlein hatten offenbar stets etwas systemübergreifendes. Mitte der 50er Jahre traf man ihn noch als Atelierchef der Karl-Marx-Städter HO-Warenhäuser, die später "Centrum" hießen. In der Branche gab es damals kaum gewitzteres, kreativeres als Büttners Konzepte und Kollektive. Ob ihm da jemand zu sehr reingeredet hat, dass er sich stracks auf sein Wittgensdorfer Refugium zurückzog, ist nicht überliefert. Jedenfalls bei Büttners Zurückhaltung und achtsamer Spezialisierung nicht zur Sprache gekommen. Vielleicht ein Romanstoff? Jedenfalls sollte kein Stadtmarketing "pro Chemnitz" darauf verzichten, "unser" Werbeelement aus dem Ortsteil Wittgensdorf für die massive Popularisierung des Stadtnamens zu vereinnahmen. Vielleicht gar dank Doppelname als Markenzeichen für menschliches-allzumenschliches: Büttner-Chemnitz.

PS: Kurz vor Redaktionsschluss meldet sich in Sachen Tietz-Wiedereröffnung erstmals Herr Ebert aus Delbrück, der justament bis Weihnachten 59 bei ERWA-Tietz und zuletzt in der HO an der Brückenstraße tätig gewesen ist. "Henry Büttner war einer der ersten von uns, der sich ein Auto leisten konnte. Was haben wir gelacht", erinnert er sich. Und erklärt: "Büttner konnte gar nicht Auto fahren. Da hat er das Auto in seine Garage gestellt und aufgebockt." Büttner pur.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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