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Prof Wolfgang Mueller

 

Prof. Dr. em. C. Wolfgang Müller

Der Tietz-Bau wandelt sich nach dem Willen der Chemnitzer Stadtverwaltung beherzt zum Kulturdom. Die Baufirmen kommen voran, die Umzugslogistik zeigt Format, manches Konzept für die Einweihung reift. Erster Gast unserer Reihe "Chemnitzer Köpfe" unter dem neuen Dach soll mit Prof. em. C.W. Müller im Mai 2004 ein Sozialpädagoge und Theaterwissenschaftler von internationalem Format und selbstredend Chemnitzer Herkunft sein: Die Eltern schlugen 1935 in Rottluff mit dem Siebenjährigen ihre Zelte auf. Als halbwüchsiger Fähnleinführer in einer nicht gerade streng-antifaschistischen Familie hatte er offenbar gesunden Skrupel, nicht gleich mit fliegenden Fahnen nach 1945 zu den Blauhemden der FDJ überzulaufen. Nach gehörigen Semestern kam sein Publizistik-Studium in Berlin zum Doktortitel ("Die Anfänge des politischen Kabaretts in Frankreich und Deutschland"), zwischendurch hatte sich der Chemnitzer als Berliner Spiegel-Korrespondent und Gelegenheitsautor namhafter Kabarettisten in Neuss-Lorentz-Niveau bemerkenswert betätigt.
Für den Termin in der Tietz-Startwoche ist Prof. C.W.Müller ein Glücksfall, denn sein Vater war ab 1933 Prokurist und Personalchef im Warenhaus Tietz. Er baute dann in den Trümmern 1945 dort ein "ERWA - Erzgebirgisches Warenhaus" wieder auf. Vaters SPD-Aktivität in Dresden führte zu Inhaftierungen und noch 1944 zu KZ-Erfahrungen in Sachsenhausen. Der Sohn des sozialdemokratischen Stadtverordneten der Landeshauptstadt soll in gewisser Konsequenz auch an Sätzen und Überlegungen in Willy Brandts Reden beteiligt gewesen sein.
Von den mehr als 400 wissenschaftlichen Publikationen der letzten 50 Jahre sind wohl fünf Hauptwerke aufs Podest zu heben: "Sozialpädagogisches Brevier", "Schreiblust", "Helfen und Erziehen", "Methodengeschichte der Sozialarbeit 1883-1945", "Was ist Jugendarbeit". Außerdem hat C. Wolfgang Müller zuletzt fünf angloamerikanische Fachbücher über Probleme und Methoden der Sozialen Arbeit (BeltzVotum) übersetzt.
Unlängst kam Sabine Hering auf C. W. Müllers Privatleben zu sprechen und erfuhr: "Ich schreckte immer alle Frauen dadurch ab, dass ich ein idealtypisches Leben für mich entwarf, das aus einem Raum mit weißen Wänden und einem Feldbett und einem kleinen Tisch mit einer Maschine zum Abziehen von Wachsmatrizen bestand. Das war meine Existenz - nicht sehr einladend für ein Leben zu zweit. Meine Tochter, die ihr Praktikum in einem Kinderkrankenhaus in Nicaragua gemacht hat, hat ein wenig davon geerbt." Erst in der zweiten Ehe nach 1975 gewann er "Spaß an einem Privatleben", obwohl die Partner lange getrennt in verschiedenen Berliner Stadtteilen lebten. "Früher war ich wirklich der ,loneley wolf‘ und wäre wahrscheinlich heut verwildert", resümiert der rastlos umtriebige Emerit. Heute forciert er auf seine Weise eine neue Art von Entspanntheit, um "den Umgang mit Kontroversen aus dem Netz unversöhnlicher Konflikte zu befreien. Es sind eigentlich nur die Fußkranken der Entwicklung, die das Bedürfnis haben, sich hinter eine Fahne zu stellen - und die steht (1998) dummerweise rechts", sagt er.
Müllers Doktorarbeit ist übrigens später praktikabel unter die Leute gekommen, les- und ausleihbar unter dem Titel "Narren, Henker, Komödianten". Vielleicht ein Extraabend im Tietz angesichts aktueller Veranlassungen?

 

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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