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Seelmann-Eggebert Friedrich

 

Seelmann-Eggebert Friedrich

Alljährlich am Wochenende nach Pfingsten, dem Ersten Sonntag Trinitatis, trifft sich der Familienverband Seelmann-Eggeberts zum Wiedersehen. Ein gutbürgerlich überlieferter Brauch, der diesmal nahe Bonn nach Bad Neuenahr führt. Bis Kriegsende waren Seelmann-Eggeberts auch in Chemnitz zu Hause. Doch dann wurde die Villa Parkstraße 23 mit "Volltreffer" der Bomberverbände total ausgebombt, der Familienvater gar Weihnachten 1945 im Haus seiner Eltern in Gornsdorf verhaftet und für vier Jahre "ohne Haftbefehl, Anklage und Prozess" im ehemaligen KZ Oranienburg/Sachsenhausen inhaftiert - sofern dieses Wort nicht zu glimpflich ist. Der Rest der Familie ging in die amerikanische Besatzungszone, nach Bayern, nach München, und auf Drängen der Tochter folgte der Chemnitzer Geschäftsführer mit all seinen Hafterfahrungen schließlich auch an die Isar.

Friedrich Seelmann-Eggebert hatte in Chemnitz in der Textilmaschinenbranche einen exclusiven Namen, begründet vom Senior Julius Seelmann Eggebert, dessen Grab und Andenken an der Augsburger Straße gepflegt wird. Die verbliebenen Fabrikgebäude künden noch heute davon: Kauffahrtei, Ecke Heinrich-Lorenz-Straße, viergeschossig und weiträumig: Dort entstanden die Nadeln für die Platinen- und Strickmaschinen- und Wirkmaschinenfabrikation der Chemnitzer Industrie, ergänzt durch gut organisierte Heimarbeit in Harthau und dem nahen Erzgebirge. "Groz-Beckert, Metzer Straße 2-4" hieß die Firma, zwangsläufig als Reparationsleistung komplett demontiert und noch nach Jahrzehnten in Moskau im Dienst des Sozialismus im Einsatz.

50 Jahre später ist abermals über die "Irrwege einer Nation" nachzudenken - sehr eindringlich anhand der Familienepopöen auch aus dem Chemnitzer Gesellschaftsleben. Früher und heute ist die Familie Seelmann-Eggebert ein weitverzweigter Verband, die Chemnitzer Linie ein Nebenzweig am starken Stamm. So ist die heute in Tutzing lebende Nachfahrin, gebürtig in Chemnitz, eine Großcousine des in der deutschen Fernsehwelt namhaften Rolf Seelmann-Eggebert, NDR-Chefreporter und auch dank seiner noblen Diktion in westeuropäischen Adelshäusern und Konzertkathedralen (jüngst in Lissabon) gern akzeptiert als Publizist der - sagen wir - aristokratischen Ebene. Andere Nachfahren der Familie haben heute wieder in den erzgebirgischen Dependancen ihre Arbeitgeberinteressen etabliert.

Das Andenken der Chemnitzer Wurzeln soll bewahrt und die Lebensgeschichten zu Bedenken gegeben werden.

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi