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Hugo Duderstaedts Verwandschaft

 

Stadtrat Hugo Duderstaedts Verwandschaft

(1848-1909): Familie Scholvin

Das in Jahrzehnten verwilderte, ehemalige Villengrundstück an der Kaßbergstraße 4 lässt kaum erahnen, dass einst dort nobles Bürgerleben Sitte war. Seit der Chemnitzer Gymnasiast Rudolf Leder (*1915), der spätere Dichter Stephan Hermlin, in seinem Prosastück "Kaßberg" autobiografisch seinen alltäglichen Schulweg beschrieben hatte, der da stets verlief und
den er Jahrzehnte später nochmals abschritt, wusste sodann der Leser am synagogen-gezierten Stephanplatz "...ein Stück weiter die Villa, die den Eltern meines Schulfreundes Scholvin gehört."
Scholvins Villa? Alle Auskünfte über Hermlins gleichaltrigen Schulfreund Hartmut Scholvin vom Staatsgymnasium Hohe Straße oder dessen späteren Lebensweg hat der PEN-geadelte Schriftsteller ebenso vermieden, wie er bekanntlich auch seine leibliche Schwester Ruth aus allen Nachkriegsfragebögen tilgte und überall tunlichst unerwähnt ließ - siehe bei Karl Corino: "Außen Marmor, innen Gips".
Aber Scholvin? Kriegsopfer? Eine der total ausgebombten Kaßberg-Familien? Der Spur der Chemnitzer Familie Scholvin war uns erst nach 1990 wieder nachzugehen möglich, maßgeblich dank Mitwirkung eines nach Essen geflohenen Chemnitzers, der von sich sagen konnte, er sei bei seinem Großvater Scholvin als Kind oftmals ein- und ausgegangen. Michael Chriz, so sein Name, gehört zu jenen Alt-Chemnitzern, die sich ein inniges Verhältnis zur alten Heimat zwischen Kaßberg und Kesselgarten bewahrt haben. Michael Chriz ist der Neffe des Hartmut Scholvin, der später jahrzehntelang als Landwirtschaftsrat und Leiter des Fachgymnasiums "Michelsenschule" in Hildesheim lebte. Allein ein hiesiges medizinisches Manko zwang zuletzt dazu, den schon kurz bevorstehenden Abend "Chemnitzer Köpfe: Hugo Duderstaedt, Ferdinand Scholvin" aufzuschieben, anberaumt aus guten Gründen in der Markus-Kirche.

Am Lessingplatz befand sich Duderstaedts Bauhof, die Firma hatte ihren Sitz an der Dresdner Straße 42. Wer die zweitürmige Kirche St. Markus erblickt, entdeckt ein gutes Stück Chemnitzer Maurerkunst, denn jeder Ziegelstein des Bauwerks wurde von der Firma Duderstaedt vermauert. Und die soeben an der früher gern volkstümlich Markthelfergymnasium
genannten Höheren Handelslehranstalt, jetzt "Berufsschulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen", frisch sichtbar werdenden Bauformen zeugen ebenfalls von Duderstaedts Wirken: Die Architektur ist Stadtrats Duderstaedts Hand zu danken (Grundstein
vor 124 Jahren, Markthallenstraße, nahe SchmidtBank-Passage). Sehenswert.

Hermlin wollte nicht helfen, Scholvins Beziehung zu ihm und seiner Familie mitzuteilen. Dazu bedurfte es erst der Ereignisse des Herbstes 89, dieser angesehenen Chemnitzer Familie auch in der Heimat allgemeine Reputation zurückzugeben.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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