Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv
 

Wolfram Hoschke

Wolfram Hoschke

Nie voreilig urteilend, bedacht und eher leise, zugleich auch äußerst energisch geht Wolfram Hoschke ans Werk. Inzwischen im Seniorenstand, sind es selbstauferlegte Pflichten, die den fundamental auf Präzision bedachten Mechaniker (Lehrbetrieb VEB Buchungsmaschinenwerk in der Tradition Astra, Ascota, Robotron) auch fortan herausfordern. Er drängt sich nicht auf, wurde eher gebeten von Gremien wie dem Chemnitzer Technologiezentrum oder der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft, von Banken oder Hochschulen.

Die Chemnitzer Adressen Hoschkes sind bemerkenswert. Als Professorfamilie (Vater Georg wirkte als Professor für Elektrotechnik an der Chemnitzer Staatlichen Akademie für Technik, heute TUC) wohnte man zuerst gut situiert am Gerhart-Hauptmann-Platz, als der noch Kaiserplatz hieß, später an der Ludendorffstraße 25, zeitweilig Rudolf-Harlaß-Straße benannt und jetzt wieder Barbarossastraße - da wird deutsche Regimegeschichte in einem Menschenalter erkennbar. Prof. Dipl.-Ing. Georg Hoschke (1899 - 1983) zählte nach 1945 zu den Internierten des Sowjet-Lagers Mühlberg/Elbe. Drei Jahre, in der Mutter Hoschke mit Strickarbeiten ihre fünf Kinder und sich selbst "über Wasser hielt". Da erlangt Wolfram Hoschkes Abitur an der Friedrich-Engels-Oberschule zusätzliches Gewicht. Wolfram etwa fügte seinem TU-Dresden-Diplom später an der TU Karl-Marx-Stadt die Promotion (Dr. phil.) hinzu, wobei das Thema der Doktorarbeit starken Bezügen zum aktuellen sächsischen Handwerk nachging. Vom Kaßberg waren Hoschkes zur Neefestraße umgezogen - nahe dem Bahnhof Mitte (Nikolaibahnhof), dann draußen im Heimgarten. Dort hat inzwischen auch der Sächsische Verdienst-orden seinen Platz, den Ministerpräsident Milbradt 2006 an Wolfram Hoschke u. a. für 15-jähriges Wirken als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südwestsachsen, Sitz Chemnitz, überreichte.

15 Jahre, in denen bei mehrfach qualifizierter Rechtsgrundlage im Kammerareal die Interessenvertretung für über 70.000 Mitgliedsunternehmen bedacht wahrzunehmen gewesen ist. Wie kein anderer Kammergeschäftsführer in den Beitrittsländern vollzog sich der Leistungsbogen Wolfram Hoschkes vom Neubeginn am 21. April 1990 - also noch vor dem "Tag der deutschen Einheit" - bis zum Stafettenstabwechsel im Sommer 1995! Wissenschaft und Unternehmen zu verflechten, Beziehungen zu fundieren, Fachkräfte ins Geschäft zu bringen und Nachwuchs zu begleiten, war sein Amt an der Spitze umsichtiger Ebenbürtiger in den Kammer-etagen und überall im Sachsenland.

Jetzt hat er in schwierigen Zeiten den Vorsitz des Fördervereins des Sächsischen Industriemuseums übernommen, jener unverzichtbaren Kopplung zwischen gestrigem Fabrikationsstolz und aktueller Nützlichkeit sächsischer Potentiale - der südwestsächsischen möchte man schreiben, wenn das nicht ungerecht wäre. Solche Balance lag Wolfram Hoschke stets am Herzen.

Nie voreilig handelnd, bedacht, nobel und eher leise wirkt Wolfram Hoschke? Das Nie bleibt zu bedenken. Seine Haut ist nicht unverletzlich. Für ein "Nie" - weiß keiner genug von und über diesen Chemnitzer.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi