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Brunhilde Loebel

 

Brunhilde (Bruni) Löbel

Ein Leben vor den Kameras

Im Altendorfer Fabrikantenheim Löbel gab es 1920 zur Weihnachtszeit Familiennachwuchs: Brunhilde, die man bis auf den heutigen Tag als Bruni kennt. Dreizehn Jahre später ging für sie als Louison in Moliérs "Der eingebildete Kranke" im Chemnitzer Schauspielhaus der Vorhang auf. Die vielbegehrte Schauspielerin war danach in vierzig Spielfilmen, fast unzählbaren Hörspiel- und Fernsehproduktionen zu erleben, von "Timm Thaler" bis "Forsthaus Falkenau". TV-Statistiker sprechen von über 150 wesentlichen Engagements für Serien, Fernsehfilme und Studioinszenierungen. Welche Karriere für eine hochtalentierte, fleißige, zuschauerbewusste Chemnitzerin! Die Eltern der "kleinen Löbel" hatten, der außergewöhnlichen Sprachbegabung wegen, für sie den Beruf der Dolmetscherin ins Auge gefasst. Nachdem das Mädel aber 1937 in Leipzig die Eignungsprüfung als Schauspielerin bestanden hatte, erklärten sich die Eltern mit dem vorzeitigen Abgang von der HÖMBA (für Neu-Chemnitzer: "Höhere Mädchenbildungsanstalt" in der Reichsstraße, damals Karin-Göring-Schule benannt) einverstanden. Als die junge Löbel aber dann bei der Aufnahmeprüfung durchrasselte, nahm sie eine Stenotypistinnen-Stellung für 60 Mark Gehalt an und abends Unterricht. Die väterliche Fabrik war in Konkurs gegangen, da blieb kein anderer Weg. Sonja Karzau vom Schauspielensemble blieb als ihre Lehrerin, von Brunis Talent stets stark überzeugt und nahm sie mit, als sie selbst von Falkenberg nach München engagiert wurde. Aus dieser Zeit gibt es eine gern erzählte Episode: Als Bruni Löbel "durch Vermittlung der Lehrerin dann für den Film Heimatland verpflichtet wurde, zog es ihre Münchener Wirtin vor, alle Schränke vor ihr zu verschließen, denn sie hatte angekündigt, alles Geschirr vor Freude zerschlagen zu wollen, wenn es mit dem Engagement klappen sollte".

Auch ein anderer Chemnitzer, der Potsdamer Intendant Pittschau, hatte beim Karrierestart "der kleinen Löbel" die Hände im Spiel, engagierte sie während ihrer Berliner Schauspielausbildung für einige Gastspiele. In dieser Zeit, 1939/40, stellte sie sich auch in den Dienst erster deutscher Fernsehschritte, so dass mit ihr also auch eine Chemnitzerin als Geburtshelferin des neuen Mediums nachzuweisen ist. Weitere Popularität aber erreichte die Löbel durch ihre Filmarbeit: "Heimatland" mit der Musik von Nico Dostal zeigt die 19jährige in erster Blüte, ein Jahr später engagierte sie R. A. Stemmle für "Jungens" (Foto) als "ebenso tüchtiges, wie herzgewinnendes BdM-Mädel" und mit der Musik von Werner Egk und seinem HJ-Lied "Fahren, fahren wir" zum Text von Hans Fritz Beckmann. Durchbruch! Gleich anschließend rief sie Arthur Maria Rabenalt 1942 für "Fronttheater". Hierfür schrieben zwei Künstler aus dem Chemnitzer Großraum das Lied "Glocken der Heimat": Werner Bochmann die Musik und den Text Erich Knauf, der bald darauf im Gefolge einer Denunziation nach einem politischen Witz ums Leben kam. Bruni Löbels Filmkarriere setzte sich fort mit Familien- und Liebesfilmstoffen, mit allerlei Verwechslungslustspielen in allen Jahrzehnten des westdeutschen Staates. In diesem September geht ein vielseitiger Wunsch in Erfüllung: Bruni Löbel gastiert erstmals im heutigen Chemnitzer Schauspielhaus zur Sonntagsbühne am 19., 11 Uhr, zuvor am Sonnabend 19.30 Uhr, jedesmal mit Holger Hagen, ihrem zweiten Ehemann, in "Geliebter Lügner". Großes Willkommen für "die kleine Löbel"!

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi