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Ulrich Boehme

 

Dr. Ulrich Böhme

Populärer Chemnitzer östlich Dortmunds

Erwartungsgemäß gewann Studiendirektor a. D. Dr. Ulrich Böhme seinen Wahlkreis Unna I und tritt nun seine dritte Legislatur im Deutschen Bundestag an. Gratulation. Er war der einzige gebürtige Chemnitzer im Parlament am Rhein, der zum 40. Jahrestag der BRD Sitz und Stimme dort hatte und zuerst seine neuen Kollegen, die von der Volkskammer der DDR am 28. September 1990 gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages, begrüßte. Seinen CDU-Gegenkandidaten hatte Böhme seinerzeit mit 32,5 % abgeschlagen, den FDP-Bewerber mit 6,2 % des Platzes verwiesen - solide 52,9 % Erststimmen. Diesmal sah es mit 55,5 % noch besser aus. Böhme-Unna gilt als ein zuverlässig wieselnder Kleinarbeiter, solide, verlässlich, heiter und kooperativ. Seit 1982 sah man ihn auf allen SPD-Parteitagen. Er gehört dem DGB seit 1968 an, ist gern in der Evangelischen Kirche von Westfalen als stellvertretender Landesvorsitzender der Männerarbeit tätig und eben seit bald 15 Jahren Vorsitzender seines SPD-Unterbezirks. Wie er über die Gestaltung der deutschen Einheit denkt, hat er mich für ein Interview wissen lassen, das zum Tag der Deutschen Einheit im Chemnitzer Tageblatt erschien. Schon damals wusste er um den langen Atem und um die großen Mühen, die dem Paukenschlag der Grenzenlosigkeit und neunen Zusammengehörigkeit folgen müssen.

So oft Dr. Böhme sich auch in Ausschüssen, der Fraktion und im Plenum zu Wort meldete, so sei hier doch nur zur Charakterisierung angedeutet, wie er sich im letzten Juni in der Debatte zum Schwangerschaftsabbruch äußerte: Ulrich Böhme zählt zu jenen Abgeordneten von SPD, CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen, die einen speziellen Gesetzentwurf vorlegten, "der den Schutz des vorgeburtlichen werdenden Lebens, die Förderung einer kinderfreundlicheren Gesellschaft und Hilfen im Schwangerschaftskonflikt in den Mittelpunkt stellt. Unser Gesetzentwurf überlässt der Frau die Entscheidung, ob sie das Kind zur Welt bringen möchte oder nicht", postulierte er. Straffrei solle der Schwangerschaftsabbruch sein, wenn dieser innerhalb der ersten 12 Wochen nach der Empfängnis mit Einwilligung der Schwangeren vom Arzt vorgenommen wird und die Schwangere eine umfassende Information erhalten hat. Neben den beschlossenen Maßnahmen forderte Böhme namens seiner Freunde in dieser Sache "den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz sowie eine bessere Versorgung der Kinder in Kinderhorten".

Das habe natürlich seinen Preis: "Aber wer es mit dem Lebensschutz ernst meint, wird diesen doch nicht am Geld scheitern lassen", folgerte Böhme. "Die Kosten jedoch zum größten Teil den Ländern aufbürden zu wollen,, ist unredlich. Hier ist die Bundesregierung gefordert, die dann eben auf andere kostspielige Prestigeobjekte verzichten muss".
Dr. Böhme stimmte für die Drucksache 12/2605 (neu), der auch der CDU-Abgeordnete Klaus Eichenbach seine Zustimmung gab, Rudolf Meinl - dies nur hier zu Illustration - aber zu jenen gehörte, die sie als (diesmal) Minderheit zurückwiesen. Der Beratungsbedarf im neuen Bundestag der 13. Legislatur wird sich einstellen, Chemnitzer Köpfe werden dafür zu sorgen wissen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi