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Hans Ebert

 

Hans Ebert

(1919-1988)

Meine neue DDR-Enzyklopädie erinnert mich per PC-Präsentation an einen guten Bekannten aus der Jugendzeit: Hans Ebert. Zwei unentbehrliche Bilderhefte zur Chemnitzer Stadtgeschichte stehen seit Mitte der fünfziger Jahre in meinen Regalen - er drückte sie mir damals druckfrisch, vielleicht mit pädagogischer Attitüde, in die Hände. Später ging er nach Dresden. Es dauerte eine Weile, dann brachte er seinen Fahndungsband "Verlorene Schätze der Dresdner Galerie" heraus, der im Erzgebirge damals noch so manches edle Galerie-Stück, das beiseite geschafft worden war, an Ort und Stelle zurückzubringen half. Als Ebert, abermals Jahre später, schon längst auf der Berliner Museumsinsel tätig war, luden wir ihn in den damaligen Pablo-Neruda-Klub des Kulturbundes ein, denn auch an Lew Arntschtams und Heinz Thiels Film "Fünf Tage - fünf Nächte" mit der Filmmusik Schostakowitschs hatte er seinen Anteil als "Fachberater". Manche, das darf der Chronist nicht verschweigen, führen seine Karriere auf die SED-Mitgliedschaft des Wissenschaftlers zurück, andere, nicht weniger kompetente Museologen, betonen uneigennützig die Unbestreitbarkeit seiner Kompetenz und seines Fach-Engagements. So bleibt heute die Pflicht, die verlässlichen Enzyklopädie-Zeilen unbewertet wiederzugeben: "Geboren 12. 7. 1919, gestorben 1988.

Ebert nahm am 2. Weltkrieg teil. Nach 1945 studierte er Philosophie, erwarb das Diplom und promovierte zum Dr. phil. Zunächst im Museumswesen der Stadt Chemnitz tätig, wurde er 1960 stv. Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. 1968 ging er als Stv. Generaldirektor der Staatlichen Museen und Direktor des Kupferstichkabinetts nach Berlin. VVO Bronze und Silber." Noch heute fällt Eberts Name oft, wenn es um Legendenbildung zur Arbeitsart sowjetischer Trophäenkommandos geht. Da ist noch viel Erleuchtung nötig. Jüngst im Dresdner Albertinum - anlässlich der fulminanten Präsentation aller habbaren und mobilen Permoser-Kostbarkeiten - wusste auch die hochangesehene Kunstwissenschaftlerin Dr. Bärbel Stephan, kommissarische Direktorin der Skulpturensammlung im Albertinum, die Hans Ebert nicht mehr persönlich kennenlernen konnte, nur Vorzügliches von ihren Begegnungen mit Eberts Texten beizusteuern. O-Ton der Schilling-Spezialistin: "Als ich hierher kam, habe ich die Dinge, die ich von Hans Ebert kennenlernen konnte, mit großem Genuss und großer Hochachtung gelesen. Selber kenne ich ihn leider nicht."

Vor zwanzig Jahren hatte Hans Ebert einen Aufsatz zur Kultur- und Stadtgeschichte in Arbeit, Mitte 1982 in den Sächsischen Heimatblättern erschienen, gewidmet dem Chemnitzer Maler Alfred Kunze zum 115. Geburtstag. Dafür wurden extra 22 Reproduktionen der Kunzeschen Chemnitzer Veduten von mehreren Leihgebern vereint, eine vortreffliche Zusammenschau des bürgerlichen Chemnitz in Harmonie und Wohlhabenheit. Man wünscht sich, diese Ansichten Alfred Kunzes als Abbild des unzerstörten Stadtzentrums endlich in Filmbildfolgen zu vereinen. Allein wegen dieser Arbeit für Kunze sei Ebert jedes Erinnern wert. Aber es gehört noch weitaus mehr zu seiner Bilanz.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi