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Hans Helfritz

 

Hans Helfritz

Wer so umtriebig wie Hans Helfritz die Erde durchstreifte, darf bei seiner Eigenart an diesem Platz getrost "Weltstreicher" genannt werden. Jede bessere Buchhandlung preist seine kundig gearbeiteten Kunst-Reiseführer: Mexiko, Guatemala, Indonesien, Marokko, Südarabien - 25 gewichtige Bücher schrieb dieser Chemnitzer, dessen Name aber zwischen 1935 und 1991 in seinem Heimatort ungedruckt und fast unbekannt blieb. Als heutigem Tourismus die Wege nach Peru und Bolivien verschlossen, Westafrika oder Südost-Asien für den Alltagseuropäer weitgehend unerreichbar waren, trieb es den kunstsinnigen Globetrotter allüberall dahin und bis in die Antarktis. Tatsächlich blieb der in diese Monat 90jährige ein Leben lang auf Reisen, erlebte die Übersetzung seiner Bücher in sechs Weltsprachen, außer russisch. Als er als erster Europäer Anfang der dreißiger Jahre das damals kaum von Europäern betretene Land Jemen von der Wüste her erreichte, 1935 Indien, China und Japan kennenlernte, lagen seine Studentenjahre in Berlin und Wien hinter ihm, die unter dem Primat der Musikethnologie eine wahrhaft universelle humanistische Ausbildung fundierten. Im Taufregister der Hilbersdorfer Trinitatiskirche kann man nachlesen, dass der Sohn des Apothekers und Chemikers Kurt Helfritz am 30. Juli 1902 die hl. Taufe empfing. Als Taufpaten sind Gymnasialdirektoren und Oberstleutnante von Adel verzeichnet.

Der Segen begleitete ein produktives Leben als Komponist von Orchester- und Gesangswerken, instrumentaler Kammermusik, als Kulturfilm-Kameramann der UFA und anderer Firmen. Als der Krieg 1939 ausbrach, wollte Helfritz nicht nach Hitlerdeutschland zurückkehren und blieb für 20 Jahre in Chile. Als er 1959 nach der "alten Welt" zurückkehrte, gab er der Insel Ibiza den Vorzug als Wohnsitz und nimmt auch heute dort noch alle Briefe und Wünsche zum 90. Geburtstag per Postfach 25 in wahrhaft jugendfrischer Vitalität entgegen. Erst 1977 erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft zurück. "Ich habe also nicht das eine fallengelassen, um dann etwas anderes anzufangen, sondern ich habe das eine beiseite gelegt, um es wieder aufzugreifen", charakterisiert Hans Helfritz seine Arte, lebenslang immer wieder einen Neuanfang zu finden und die praktikabelsten Existenzmöglichkeiten abzuwägen. Nachzulesen in den 250 Seiten seines Lebensrapports "Neugier trieb mich um die Welt", der uns endlich auf die Spur des Mannes brachte, von dem wir bislang nur aus dem "Türmer" von 1935 Kenntnis hatten: "Die Afrika-Forscher Helfritz - ein Sohn der Stadt Chemnitz". Jetzt teilte der tüchtige Weltenbummler seine frühesten Filmtitel mit, "zu denen ich auch die Musik geschrieben habe", etwa "Im Lande der Königin von Saba", "Steinschlangen und Vogelmenschen", "Guatemala". Den jüngsten Film, nun schon über Hans Helfritz, nahm die ARD am "Tag der Deutschen Einheit" ins Programm. "Der nächstfolgende wurde vom gleichen Team in Marokko mit mir gedreht, meine Begegnung mit dem amerikanischen Schriftsteller und Komponisten Paul Bowles, über unser Leben, das merkwürdige Parallelen aufweist", schreibt er mir.

"Obwohl ich ja nicht mehr so wie früher laufend Vorträge halte, wäre ich bereit, zu irgendeiner Veranstaltung nach Chemnitz zu kommen. Mein 90. Geburtstag ist erst in diesem Jahr, man könnte da vielleicht noch etwas machen." - Aber sicher, Hans Helfritz, wir erwarten Sie gern in Chemnitz!

 

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi