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Franz Biener

 

Innungsobermeister Franz Biener

"Auf neuen Wegen zu alten Zielen" Fürs bürgerliche Chemnitz im Deutschen Reichstag

In seiner Erzählung "Kaßberg" erwähnt Stephan Hermlin die Bäckerei eines Chemnitzer Reichstagsabgeordneten, der in der Heinrich-Beck-Straße zu Hause war. Damit ist der Hinweis auf den Bäckerinnungs-Obermeister Franz Biener gegeben, der für die Deutschnationale Volkspartei sein Mandat seit 1919 wahrnahm.
Biener hatte sich 1891 in Chemnitz selbständig gemacht und wurde schon sieben Jahre später zum 2., dreizehn weitere Jahre später zum 1. Obermeister der hiesigen Bäcker gewählt. Auf seine Initiative ging die Gründung der "Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe" zurück, deren Vorsitzender er bis 1922 gewesen ist. Dazu gehörte Biener von 1909 bis 1918 der 2. Kammer der sächsischen Stände-Versammlung an, wirkte lange als Vorsitzender des Verbandes der Versicherungsanstalten für selbständige Gewerbetreibende Sachsens und wurde am 6. Februar 1919 zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt. Die Chemnitzer Unternehmer und seine Wähler schätzten ihn auch als Präsidenten der Gewerbekammer und, zeitgenössischen Urteilen zufolge, dank seiner liebenswürdigen Art, Verhandlungen zu führen. Bei passender Gelegenheit bescheingte ihm ein Reichspräsident, daß "Biener etwas galt und heute noch etwas gilt im gesamten Handwerk des deutschen Vaterlandes."
Auf Anregung Bieners entstand 1911 die Chemnitzer Gewerbebank, 1922 schaute er auf 25 Jahre ununterbrochener Zugehörigkeit zur Chemnitzer Stadtverordnetenversammlung zurück. Seine Hauptarbeit dürfte dort dem Schulwesen gegolten haben, das durch die Installation von Fachschulen und die Ausprägung des Grundschulnetzes in jenen Jahren zeitgerecht und stadtbewußt vorankam. Das für ganz Sachsen vorbildliche Fortbildungsschulwesen entstand unter seiner Mitwirkung in unserer Stadt.
Im Gesichtsfeld von Handwerkskammer und Innung hat Bieners Erbe auch in den letzten Jahren offenbar wenig Anteilnahme gefunden. Da bleibt wünschenswert, die Erinnerung an die "Obermeister-Franz-Biener-Stiftung" (in Höhe von 4,5 Millionen Mark) zu reaktivieren, die 1923 im Dienste der ,Altersfürsorge für alte und arbeitsunfähige Berufsgenossen‘ errichtet worden war. Am 15. Juni 1940 endete das Leben Franz Bieners (*4. März 1866).
Bei der Lektüre seiner Reden und Schriften stößt man auf Äußerungen eines klug beobachtenden und maßvoll reagierenden Sachwalters von Mittelstand, Industrie und Landwirtschaft, der Anfang 1929 als DNVP-Politiker signalisiert, in der Sozialpolitik sei "die Grenze des Tragbaren lange überschritten", es entstehe "ein Volk der Staatspensionäre". Es rauchten zwar noch die Schornsteine, aber die Grundlage des eigenen Kapitals fehle und die hohen Zinssätze für Leihgeld sowie die hohen Steuern vernichteten die Rentabiltät. Einen Artikel zur Handwerksnovelle beendet er mit den Worten "Für eine nach vielen Tausenden zählende Schar von Knaben und Mädchen ist die Handwerkslehre die Schule des Lebens, die zu vorbedachter Arbeit erzieht. Sie ist die Einführung in den Pflichtenkreis des Staatsbürgers, der lernen muß, der Allgemeinheit zu dienen, ehe Rechte erworben werden." Und schließlich solle sich das Handwerk "dessen bewußt sein, daß seine Früchte immer nur auf steinigem Boden reifen. Daher rüstig zu neuer Arbeit auf neuen Wegen zu allen Zielen.-
Für Chemnitz saßen 1919 drei weitere Abgeordnete im Hohen Hause: Landgerichtsdirektor Alfred Brodauf für die Deutsche Demokratische Partei, sowie für die USPD Geschäftsführer Berhard Kuhnt (Chemnitzer Kopf) und Redakteur Arno Bruchhardt. Franz Bieners Bäckerei befand sich im Hause Heinrich-Beck-Straße 51.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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