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Richard Hartmann

 

Richard Hartmann

Lokomotive aus dem Elsass und Geheimer Kommerzienrat

Dank Jochen Haeusler und der Siemens-Chemnitz-Initiative ist mit der Gussplatte im Markthallenzugang ein erstes neues Zeichen gegeben worden, das aber das verschwundene Hartmann-Standbild weder ersetzen kann noch will. Überhaupt ist offenbar keine Richard-Hartmann-Ehrung in Sicht. Frühestens 2003 wäre Gelegenheit zum dann 125. Todestag. So nehmen wir seinen 190. Geburtstag am 8. November zum Anlass, auf unsere Weise die angemessene Würdigung des Chemnitzer Fabrikantengenies anzuregen. Es waren ja durchaus einige seiner Spezies von Format selbst bis in die letzten Jahrzehnte hinein in unserer Industrieregion tätig - wenn auch freilich nicht mehr unter dieser Bezeichnung -, die die hiesige Industrie mit Weltresonanz steuerten. Aktiengesellschaften und Kombinate hatten andere Strukturen, kaum Geheime Kommerzienräte. Aber stets auch Köpfe! Dem Industriemuseum erwächst da die Pflicht, nicht nur die technikgeschichtlichen Schritte, sondern ebenso auch bitte die Formate hiesiger Unternehmerpersönlichkeiten mit ihrem Wagemut, Ordnungssinn und ihrer Fachkundigkeit würdigend zu vermitteln. Bei Lokomotivenkönig Hartmann tritt dies alles in ganz besonderem Maße ans Licht, wie es die Zeitdokumente und manche Dissertationen wissen lassen. Das alles findet man in den Fachbibliotheken. Leider bis auf eine besondere Schrift, nach der seit der Anfrage im damaligen "Chemnitzer Tageblatt" vergebens gesucht wird. Ende April 1921 begann in dieser Zeitung ein 50 Folgen umfassender, offenbar auszugsweiser Vorabdruck eines Chemnitzer Romans von Paul Burg. Ob die Bekanntschaft des Lokomotivenkönigs mit Oberpostdirektor Heinrich Stephan, die der Autor mit der Feier des tausendsten Feuerrosses verknüpft, nun fiktiv oder verbürgt ist, bleibt ungeklärt, ebenso die Person des Romanciers Paul Burg. Vielleicht der Prototyp heutiger Memoirenverfertiger oder Ghostwriter? Weiß da jemand Näheres?

Natürlich ist mit der Rückkehr des Straßennamens Hartmannstraße eine andauernde zentrale Würdigung seit der Wende sichtbar. Und wer ein Denkmal für Hartmann sucht, findet ein besonders schönes Stück in Chemnitz. Zwar kein Standbild, wie das verschwundene von 1912, aber eine Büste von Johannes Schillings Hand überragt das Erbbegräbnis der Hartmanns auf dem Städtischen Friedhof. Und nicht fehl am Platze wäre es, wenn die Hartmannsche Villa auf der Kaßbergstraße, die jetzt das "Spektrum" beherbergt, mit gebührendem Pomp bald daran erinnerte, wer dieses Bau-Ensemble errichten ließ, wie es funktionierte, wer dort ein- und ausging und welchen Wandel es sah. Vielleicht mit einem Modell? Vielleicht mit Kopien der alten Bauzeichnungen und Architekturskizzen? Vielleicht bis hin zu den Hartmannschen Wohnsiedlungen? Wäre schon anregend, und gehört vielleicht bald dank Spektrum zum Spektrum?

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi