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Bettina Simon

Bettina Simon

Gerecht in Sachen Bitten und Beschwerden

Chemnitzerinnen im Landtag, das ist keine Seltenheit. Doch nur eine einzige davon steht heute an der Spitze eines der zehn ständigen Arbeitsgremien, des Petitionsausschusses, also auch noch des stärksten und des durch Breite und Tiefe besonders gefragten: Bettina Simon.

"Nicht öffentlich" tagt allmonatlich der "Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages" hinter dickem Glas: 28 Mitglieder streben zum Sitzungssaal, frühzeitig findet die "Frau Vorsitzende" an der Stirnseite ihren Platz. Pünktlich beginnen die Verhandlungen. Mit einer Mischung aus Löbauer und Chemnitzer Idiom begrüßt eine dominante Frauenstimme zum Tagespensum: Bettina Simon, M.d.L., ist firm auf dem Posten.

Diese "Frau Vorsitzende" ist von Geburt Karl-Marx-Städterin (*1957), baute ihr Abitur in der Friedrich-Engels-Oberschule, probte auch an der Weststraße 13 im Klubhaus "Jupp Angenfort" mit dem "Singklub 67". Familie Uhlig wohnte am Heimgarten, Juri-Gagarin-Straße. In der Bernsdorfer Schule, "POS mit erweitertem Russisch-Unterricht", war sie die Uhlig-Bettina, kannte seit der Singklubzeit auch den Horst Wehner, M.d.L., besonders aber seit der 11. Klasse jenen Manfred Simon aus ihrer Klasse, mit dem sie - nach Studium und Assistenzzeit an der TU Karl-Marx-Stadt - 1982 in die Oberlausitz zog und zwei Kinder in die Welt setzte: Manfred Simon war dorthin als Lehrer an die Offiziershochschule delegiert worden - da zog sie mit an die Oder-Neiße-Grenze. Bettina Simon hatte bis 1989 dienstlich im Rat der Stadt Löbau für Handel und Versorgung zu sorgen. Ihr Abschluss als DDR-Betriebswirtschaftlerin war damals zehn Jahre alt. Frau Diplom-Ingenieurökonom zeigte keine Scheu vor Erneuerung, neuem Lernen, neuem Denken. Als selbstständige Finanzberaterin gab sie 1991 ihr Debüt in der Marktwirtschaft. Landtagsabgeordnete per Landesliste wurde sie sofort zwischen 91 und 94, danach wieder ab 1999, um 2004 jene Zuneigung des Hohen Hauses zu erlangen, die sie ins Amt der sächsischen Petitions-Chefin erhob. Eine Vertrauenssache besonderer Klasse.

Der Defileeblick in die Dresdner Sitzungsrunde bleibt für den Beobachter oft an Chemnitzer Gesichtern hängen: Im Kreis des Petitions-Ausschusses findet man in dieser Legislatur auch Horst Wehner, den lebensfrohen Behinderten-Sachwalter schlechthin, resolut daneben Gesine Matthes, die christliche Frauenmentorin mit Bundeskompetenz, dort auch Peter Patt, der kühle, beherzte Rechner für konforme Gerechtigkeit, dazu Andreas (Souvenier-)Hähnel mit Unternehmer-Genen mehrerer Generationen. Insgesamt sitzen also 28 Landtagsabgeordnete allmonatlich als Mitglieder des Petitionsausschusses über den hoffnungsvollen Schriftsätzen der massiv Unrecht empfindenden Petenten, der Beschwerdeführer, die zuweilen ihr letztes Quäntchen Hoffnung in den Rechtsstaat setzen. Der finalen Beratung gehen stets akribische Erkundungen der Berichterstatter voraus. Bettina Simon kann sich darauf verlassen.

Beim Umgang mit altem Karl-Marx-Städter Kaderschmiedeadel in Bundes- und Landeskompetenzen hält sich mancher Auskenner noch zurück und kann die Bräuche aus der Zeit der zweistaatlichen deutschen Konfrontationen nicht vergessen. Aber "bei aller Bedachtheit gegenüber Links gehört Bettina Simon für mich zu den Sachlichen aus dieser Fraktion", urteilt ein Chemnitzer Abgeordnetenkollege aus anderem Lager.

Wie die Löbauer Wähler jetzt entscheiden, liegt in deren Hand: Bettina Simon strebt in diesen Wochen mit ihrer beherzten Kandidatur das Amt der Oberbürgermeisterin in Löbau an. Vielleicht aber kann sie ja auch in ihren Landesämtern bleiben und Chefin in Petitions-Angelegenheiten. Keine Frage: Unsereins fühlt sich gut vertreten im breiten Schoß der freiheitlich-rechtsstaatlichen Demokratie.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi