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Dr Hugo Fuchs

Dr. Hugo Fuchs

Eine Blumengabe für den Künder von Toleranz und Akzeptanz der Juden und Nichtjuden

"Der eigenen Arbeit, die auf zwanzig-jähriger Praxis beruht, blieb genug", heißt es bei Hugo Fuchs im "Lehrbuch der jüdischen Geschichte" von 1922, erschienen auf 272 gehaltreichen Seiten im J. Kauffmann Verlag, Frankfurt M. Der Band, so wussten es die Autoren einer Beschlussvorlage für die Stadträte, habe es allein bis 1931 auf fünf Auflagen gebracht, habe als Lehrbuch an jüdischen Schulen weite Verbreitung gefunden. Die Tafel der wichtigsten Zahlen und Daten von Fuchs beeindruckend zusammengetragen als Memento bis zum Redaktionsschluss. 1919: Die Ukraine-Pogrome. 1917: Die Balfour-Erklärung. 1907: Die Bauernverfolgung in Rumänien; beginnend weit vor Alexander dem Großen. Wissen wir genug vom Weg der Religionen? Am Ende des Vorworts gedenkt Dr. Fuchs seines "hiesigen Mitarbeiters Herrn Lehrer Nathan, dessen pädagogischer Sinn bei der ersten Ausarbeitung Pate gestanden" habe. Das Buch wolle "die pädagogische Behandlung der jüdischen Geschichte in der Volks- und Mittelschule und allenfalls in den Jugendvereinen fördern." Das tut, darf man meinen, heute unverändert Not.
Wer wollte, konnte spätestens Mitte der 80er Jahre von Hugo Fuchs erfahren, besonders von seinem Schicksal in der Pogromnacht November 1938. Es ist überliefert, dass Hugo Fuchs von den Schergen veranlasst wurde, dem Niederbrennen seiner Synagoge am Stephansplatz beizuwohnen. Triumph bei den Brandstiftern, die in der gleichen Nacht zwei, drei Ecken weiter den Warenhausdirektor Fürstenheim aus dem Schlaf rissen (Weststraße 13) und im Villenkeller niederschossen. Adolf Diamant, einziger Überlebender einer großen Chemnitzer Familie jüdischen Glaubens, hat es detailreich dokumentiert in seinen Publikationen. Er kannte auch Hugo Fuchs, seinen Rabbiner, der dieses hohe geistliche Amt nahezu 32 Jahre in Chemnitz inne hatte.
Dann die Pogromnacht in allen Gauen Deutschlands! Hugo Fuchs überlebte den Transport ins KZ Buchenwald, kam noch einmal frei und verließ in letzter Minute das Land der Hitlerbarbarei: der Chemnitzer emigrierte nach Australien, wo sein Sohn schon vor ihm angekommen war. Heute findet sich der Nachlass des Rabbis teils, doch auf Dauer, im "Leo-Baeck-Institut New York". Hugo Fuchs war am 6. Oktober 1949 in Buenos Aires verstorben, betrauert auch in der "Neuen Israelischen Gemeinschaft Buenos Aires" und in der "Theodor-Herzl-Gesellschaft", die ihm Heimat geworden war. Aus der Diaspora kehrte erst Fuchs‘ Enkelin Alisa Fuchs-Millman in die Geborgenheit des Israelischen Lebens zurück, lebt in Tel Aviv und soll nun gern dabei sein, wenn in Chemnitz nach 64 Jahren eine neue Synagoge geweiht wird.
Nahe der neuen Synagoge fand sich ein kleines, durchaus anmutiges Straßenstück, dass jüngst den Namen wechselte. Die Chemnitzer bringen dem promovierten Absolventen der Berliner "Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums" sowie der Universitäten Berlin und Göttingen einen späten Blumengruß: Wandeln und widmen die frühere Blumenstraße zur Hugo-Fuchs-Straße, ganz in der Nähe also des künftigen Zentrums jüdischen Lebens in Chemnitz.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi