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Generalintendant Hans Dieter Maede

 

Generalintendant Hans-Dieter Mäde

Dramaturg des Positiven, Mitglied der Akademie der Künste bis 1991

Shakespeares "Hamlet" mit dem damals blutjungen Jürgen Hentsch in der Titelrolle fällt in die fünfjährige Amtszeit des Generalintendanten Hans-Dieter Mäde an den Städtischen Theatern Karl-Marx-Stadt. "Krach in Chioggia" mit Karin Lesch fällt sofort ebenso in die Erinnerung und das oft unvergleichbare Auftreten eines intellektuellen Ausnahmerhetorikers in der begeisterungsfähigen Stadt an der Chemnitz.

Was der bei Dienstantritt am Theaterplatz kaum 31jährige Chefregisseur Schauspiel und Chef des Dreispartentheaters auf die Bühne brachte, ließ für die Zukunft einen rührigen deutschen Theatermann erwarten. So kam es dann auch zunächst. Mäde folgte dem Ruf an die Elbe, wurde 1966 bis 1972 in Dresden Generalintendant des Staatsschauspiels und hatte von 1966 bis 1978 die Vizepräsidentschaft des Verbandes der Theaterschaffenden der DDR inne. Der deutschen Shakespeare Gesellschaft gehörte er gewiss auch prägend an - wo er stand, prägte er vielfach mit infizierender Leidenschaft (Andersdenkende gab es ganz naturgemäß). Erste Berührung mit unserem Opernhaus hatte Mäde, wenn ich mich nicht täusche, mit einem spektakulären Theatergastspiel des Maxim-Gorki-Theaters Berlin: Man zeigte in einer DDR-Starbesetzung "Rummelplatz" in seiner Regie.

Leute wie er waren rar in der DDR.Er brachte es fertig, entgegen den Regeln aller Demokratie, das Hohe Haus der hiesigen Stadtverordnetenversammlung gelegentlich mit einer simplen Frage (Wer kein Theateranrecht hat, erhebe sich von seinem Platz) zum kollektiven Aufstand zu führen (Eklat!). Er erfand den Theaterclub an der damaligen Bahnhofstraße, der logisch auch zu einer Chance der Bürgerbespitzelung sozialistischen Formates wurde. Er hatte städtische Führungskader mehrfach verblüfft, weil sie ihn ungefragt zu neuen Ehren gratulieren mussten (rechts Günther Schreiber, Mitte Günther Fuchs): Nationalpreis, Parteitagsdelegierter, ZK-Kandidat. In der Familie Hans-Dieter Mäde war mit Karin Lesch traditionelles Theaterblut vertreten: Schwiegermutter Mathilde Danegger, die Ehefrau, trug den Namen des Schweizer Regisseurs, Dramturgen, Autors und entschiedenen Antifaschisten Walter Lesch. Man sieht Karin Lesch noch heute durchaus häufig in einem Coproduzierten deutsch-tschechischen Märchenfilm von Vaclav Vorlicek: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Sie gibt die Mutter, die böse! In den Jahren als DEFA-Generaldirektor (Erinnerungen zwischen der Dresdner Intendanz und dem Weg zum Oscarnominierten "Jakob der Lügner" in Mädes Generaldirektorenzeit bietet lesenswert Frank Beyers Memoirenband "Wenn der Wind sich dreht") kam Mäde gelegentlich zu Kulturbund-Diskussionen in den Pablo-Neruda-Klub, mehrfach hatte er auch bei der rhythmischen Festivalpräsentation mit der vorsortierten Spielfilmernte seines DEFA-Spielfilmstudios am Roten Turm zu tun - insofern wohl eher ein Karl-Marx-Städter Kopf.

Die Überschrift unserer biografischen Notiz bedarf einer kleinen Erläuterung: Gemeinsam mit Ursula Püschel veröffentlichte Hans-Dieter Mäde 1973 nach dem Grad der Erkenntnis das theaterwissenschaftlich unverändert aufschlussreiche Buch "Dramaturgie des Positiven", leicht ausleihbar in der Stadtbibliothek. Bleibt zu bedauern, dass sich der streitbare Mäde seit gut zehn Jahren völlig von der Bühne, aber eben auch von jeglicher Tribüne zurückgezogen hat. Es wäre jetzt so viel mit ihm zu debattieren. Privatsache, na gut. Oder eben doch nicht: Bei seiner Prominenz. Er sei herzlich eingeladen zur Fortsetzung des abgebrochenen Disputs, etwa wie zu den "Nationalen Spielfilmfestivals der DDR", die es im Zweijahresrhythmus nach besten Kräften in der hiesigen Stadthalle und den damaligen Patronatsbetrieben gegeben hat, von 1980 bis 1988 durchgehend.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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