Kantor Andreas Buschnakowski
1936-2005
Seinen Platz als Organist für liturgisches Orgelspiel und das weitere Konzertgeschehen der Gemeinde nahm Andreas Buschnakowski 1958 in der Stadt- und Marktkirche St. Jakobi im damaligen Karl-Marx-Stadt ein. Dem Kantorenamt waren Orgelkurse bei Jiri Reinberger in Prag, Flor Peeters im belgischen und bei Ferdinando Tagliavini in Bologna vorausgegangen. Anfangs absolvierte er ein Kirchenmusikstudium am Leipziger Konservatorium seit 1954 im Hauptfach Orgel - zunächst bei Diet-hard Hellmann, sodann bei seinem Vater Werner Buschnakowski.
Wenn die Ruinensituation der Jakobikirche und das kleine Interimsinstrument die Aufführung größerer chorsinfonischer Werke dort nicht zuließen, kam es doch zu ganz bemerkenswerten künstlerischen Ereignissen: Buschnakowski brachte von Rainer Kunad - dem gleichaltrigen und in Chemnitz gebürtigen Dresdner Komponisten - das Konzert für Chor, Soli, Blech und Schlagwerk zur Uraufführung: "Das Spiel vom Heiland". In den 70er und 80er Jahren nahm die Häufigkeit internationaler Konzertreisen zu - erinnerlich ist als Auftakt eine Elf-Konzert-Tournee in Indien im Januar 1966. "In Neu-Delhi lauschen Konzertbesucher in ihren indischen National-trachten Orgelklängen. Strahlend, mächtig tönen die silbernen Orgelpfeifen. Es ist ein Konzert zu Ehren des verstorbenen Ministerpräsidenten Bahadur Shastri," schrieb die Presse. "Der junge Organist, Bachpreisträger, Kulturpreisträger des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, spielt Bach, Liszt, Reger. Die DDR wird repräsentiert durch einen hervorragenden Interpreten europäischer Orgelmusik." Der all-indische Rundfunk, der täglich nur zwei Stunden europäische Musik ausstrahlt, brachte das ganze Konzert und bewahrte die Aufnahmen. 1961 war Andreas Buschnakowski am Pädagogischen Institut Zwickau als CDU-Mitglied tätig geworden, erhielt eine außerplanmäßige Aspirantur an der Leipziger Musikhochschule unter Obhut von Prof. Robert Köbler - Fundament der späteren Lehrberufung als Professor der Chemnitzer Universität.
Mitte der 70er Jahre kam mit dem Jehmlich-Projekt im Großen Saal der Stadthalle ein großartiges Instrument in die Stadt. Buschnakowski scheute keinen Weg und keine Instanz, dort für Orgelkonzerte seines Formats zu sorgen: Das Mögliche war ihm stets zu wenig, seinerzeit und später abermals. Wenn er von Konzertreisen nach Lugano oder Stockholm in die Heimat zurück-kehrte, stellte er sein Gewicht unverzüglich in den Dienst seiner Leidenschaft, die heutigen Defizite im Umgang mit der Königin der Instrumente und der breiten Kenntnis der Orgelliteratur durch ein entsprechendes Chemnitzer Konzertleben zu benennen und seine hohe Kompetenz dafür tätig zur Geltung zu bringen.
Anfang März 2005 ist der Professor verstorben, "verehrt als absoluter Könner" summierte ein Nekrolog. Da seine eigenen Ansprüche und Maßstäbe, die er auch gern auf andere projizierte, sehr hochgesteckt waren, ließ er es zu, seine Schwelle von Toleranz und Anspruch gern sehr niedrig zu kalkulieren, auch somit ein Chemnitzer Charakter. "Höchste Priorität hatte sein Beruf, in dem er auf dem Gebiet des Orgelspiels als einer der letzten Vertreter der "Leipziger Schule" gilt.
Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi