• St. Pauli Kirche
  • Johannisplatz
  • Gast. Sechsruthen in Glösa
  • Markthalle
  • Bismarkschlösschen
  • Burg Rabenstein
  • Nicolaibrücke
  • Wanderer
  • Tietz
  • Johanniskirche
  • Becker & Schraps
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Professor Georg Zoeppel

 

Professor Georg Zöppel

Eine gesunde und schöne Sprache

Mit dem Gewinn besonderer Zuwendung hebt sich jede sonore Stimme vom alltäglichen Nuscheln, Lispeln oder Krächzen wohltuend ab. Der einfache Appell Georg Zöppels wurde gern zum Kursthema auch an Volkshochschulen: "Sprich gesundheitsgemäß und schön."
Hohes Ansehen genießt in der deutschsprachigen Fachwelt der Chemnitzer Lehrer Georg Zöppel, dank seiner frühzeitigen Pionierarbeit zur besonderen Stimm- und Sprachpflege. Der zuerst zum Kollegium der Schloßschule zählende Pädagoge war vor beinahe hundert Jahren der richtige Mann. Der offenbar weitsichtige Schulausschuss der damaligen Stadtverordnetenversammlung veranlasste Studien in Wien und Hamburg, so dass im Frühjahr 1926 zuerst in Chemnitz eine "Arbeitsstelle für Stimmpflege", geleitet von Zöppel, eingerichtet werden konnte. Die Entwicklung der Kindersprache, der Umgang mit Sprachstörungen, die Heilbehandlung sprachgestörter Schulkinder, die komplette Sprachheilpädagogik wurde von Chemnitz aus zu Zöppels Spezifik.
1950 wurde in Chemnitz der erste "Sprachheilkindergarten der DDR" ermöglicht, acht Jahre später unterschrieb der Bezirksvorsitzende Max Müller einen "Einzelvertrag" zur Besoldung des Ausnahmespezialisten und 1961, zwei Jahre vor dem Tode, veranlasste Hans Riesner als Volksbildungsfunktionär die Ernennung zum Professor.
Uns führt ein kleiner Quellenverweis zu einer kompakten Personalakte im Stadtarchiv: Seit der junge Herr Zöppel 1926 als Lehrer in städtische Dienste berufen wurde, birgt dieser Band in vergilbenden Blättern einen aufregenden Blick auf das Lehrerleben der Schloßschule, später der Waisenschule und der Körnerschule. Schließlich auch in die anfangs nahezu konkurrenzlose Einrichtung eines städtischen Instituts für Stimm- und Sprachpflege im damaligen Chemnitz, das seinesgleichen offenbar deutschlandweit vergebens suchte.
Die Akte birgt einen Romanstoff für ein Zeitbild seit den Weimarer Jahren über die Anfechtungen der Nazizeit, der mühseligen Entnazifizierung und - fast am Lebensende - der Würdigung mit dem außerordentlichen Professorenrang.
Professor Wolfgang Löser, der Zöppel aus seiner Sonnenbergzeit als Jugendlicher kannte, beschreibt uns gern das spezielle Wesen dieses Spezialisten und kommt bald auch auf Zöppels selbstgebaute Apparate etwa zur Nutzung des stroboskopischen Effekts bei Untersuchungen seiner Spezies zu sprechen - elementarer Pioniergeist in der Trümmerstadt. Wer hebt diesen Romanstoff aus dem Chemnitzer Humus?

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

Joomla 3.0 Templates - by Joomlage.com