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Friedrich Grosse

Friedrich Große

Seine Tätigkeit als gewähltes Mitglied des Deutschen Reichstages war zeitlich kürzer bemessen als die spätere Zuchthaus- und KZ-Haft im Nazireich, elf Jahre! Anfangs alles andere als ein Diplomat, Botschaftschef in Prag von 1949 bis 1952, zählte Fritz Große zuletzt zu den offiziellen Mitgliedern der DDR-Regierungsdelegation, die im September 1955 den Staatsvertrag in Moskau aushandelte. Seit der Romancier Stefan Heym im Ehrenbuch der Stadt fixiert ist und OB Seifert mit einem "Schwamm drüber" alle alten Irrtümer diesbezüglich aus der Welt geschafft wissen wollte, erscheint es dringlich an zwei Chemnitzer zu erinnern, die Heyms Heimkehr in die DDR von Amts wegen und mit aller Umsicht frühzeitig begleiteten. Angesichts der endlichen Ehrenbürgerschaft erst recht. In Heyms "Nachruf" wird von dem DDR-Botschafter Fritz Große berichtet, der in Prag die Familie Heym umgab, solange sich die Formalitäten hinzogen: "Der Mann strahlte Ruhe und Sicherheit aus, und in einer Welt, in der so vieles den Vorstellungen widersprach, denen man immer noch nachhing, und die Hoffnungen enttäuscht, die man sich immer wieder machte, schien er wenigstens die Richtung zu kennen, in der die Entwicklung lief. Fritz, man duzte einander sehr bald, kam auch aus Chemnitz, dort hatte er im Kommunistischen Jugendverband gearbeitet, dort war er Leah (Heym benutzt diese Schreibweise. Anm. A.J.) begegnet, Tänzerin am Ballett der Städtischen Bühnen, die seine Frau werden sollte und deren Eltern, wie sich herausstellte, mit S. H.s Eltern eine Bekanntschaft gepflegt hatten, soweit der Antagonismus zwischen den alteingesessenen deutschen Juden und ihren aus dem Osten eingewanderten Glaubensbrüdern dies zuließ." Kurzum: "S.H. sah in Fritz Große einen Kommunisten ohne Fehl und Tadel, eine Idealgestalt, wie er ihrer nur drei oder vier je begegnet ist." Genauer: "Diese wenigen aber versöhnten ihn mit so manchem, was zu dieser Partei und dem Verhalten des Gros ihrer Mitglieder und Funktionäre zu sagen wäre." (1988).
Fritz Große wurde 1953 aus der CSSR nach Berlin zurückgerufen ins Außenministerium. Als Diplomat war er noch mit der Ausarbeitung des "Warschauer Vertrages" befasst, anschließend an der Aufnahme normaler diplomatischer Beziehungen mit Tito-Jugoslawien, der SFRJ, führend beteiligt und also gegen den Alleinvertretungsanspruch gemäß Hallstein-Doktrin in Zeiten der Frontstadtideologie im konfrontationsreichen Kalten Krieg. Schließlich sprach Außenminister Lothar Bolz (ein Extra-Kapitel der "Blockpolitik" an sich) an Großes Grab im Friedrichshainer Ehrenhain der Sozialisten. Auch im gleichnamigen Chemnitzer Ehrenhain an der Reichenhainer Straße, der seit 1990 im natürlichen Verfall belassen steht, ist eine Gedenktafel mit seinen Lebensdaten angebracht.
Von Fritz Großes Frau Lea (Lichter) bleibt hier nur Weniges mitzuteilen. "Eine Inventur" hat sie 1982 zu Papier gebracht, wo man auch von ihrer Arbeit am Moskauer Rundfunk in den Kriegsjahren erfährt. Offenbar aber war sie 1959 in der Humboldtschule auf dem Sonnenberg zu Gast, als die Pionierfreundschaft dort den Namen "Fritz Grosse" zwei Jahre nach seinem Tode erhielt. Mit Sicherheit blieb stets unerwähnt, dass Lea Große damals die Chefredakteurin des "Deutschen Soldatensenders 904" war, eine DDR-Propaganda-Formation des beiderseits erbitterten Kalten Äther-Krieges, der sich thematisch per Kurzwelle speziell an die Bundeswehr richtete und vorgab, auf BRD-Boden stationiert zu sein. Nochmals also Medienarbeit in der Familie, denn in seinen jungen Jahren hatte Fritz Große an der Chemnitzer Karl-Immermann-Straße in der Kämpfer-Druckerei als Hilfsdrucker gearbeitet: Jahrhunderterfahrungen!

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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