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Claus-Dieter Stolle

 

Ministerialrat Claus-Dieter Stolle

 

Was auch immer in den letzten Jahren an großen Straßenbauprojekten im südlichen Mitteldeutschland auf den Weg gebracht wurde, Claus-Dieter Stolle, der Spezialist mit Chemnitzer Geburtsurkunde, hat in jedem Falle das Seine dafür getan. Und das ist nicht wenig, meist das Maßgebliche. Über eine Milliarde DM investierte der Bund in den Ausbau der Autobahn auf sächsischem und bayerischem Gebiet als durchgehende zweibahnige A 72 von Hof über Zwickau nach Chemnitz. Der Tag der Fertigstellung im Oktober ’95 war für Stolle rechtens der Höhepunkt seiner bisherigen Arbeit. Aber auch andere stattliche Projekte wurden in dieser Zeit von ihm angeschoben oder. in seiner Kompetenz fertiggestellt: So der zweibahnige Neubau der B 93 zwischen Zwickau und Meerane, die Ortsumgehungen von Zschopau und Gornau. Gern erwähnt Stolle den sechsstreifigen Ausbau der A 4 von Eisenach nach Görlitz: "Diese Maßnahme ist die wichtigste West-Ost-Verbindung im Freistaat Sachsen und gehört zu den 17 Verkehrsprojekten "Deutsche Einheit" mit einem Gesamtvolumen von ca. 67,5 Milliarden DM."
Er kennt die Posten präzise.
Dem Chemnitzer Kind ist die Landschaft im Großraum Chemnitz wie im ganzen Freistaat in besonderer Weise vertraut. Alle lokale Zuneigung freilich hat er in seinen Amtsgeschäften namens der Gerechtigkeit zurückgehalten, doch ist ihm wie kaum einen anderen zu glauben, wenn er weiß, daß Sachsen bisher bereits einen überproportional großen Happen, gemessen an Größe und Bevölkerungsanteil, aus dem Verkehrshaushalt des Bundes erhielt. Aus guten Gründen.
Im Herbst 1991 fürs damalige "Chemnitzer Tageblatt" in Bonn, war mir die vertraute Mentalität bei einem Pressetreff im Verkehrsministerium eine vorsichtige Nachfrage am Präsidiumstisch hernach wert gewesen, und prompt vereinbarten sich zwei Chemnitzer damals für eine Abendstunde zum Porträtinterview mit dem damaligen Referatsleiter.
Als Schicksalsdatum hat Stolle jun. den 30. Juni 1960 in Erinnerung. Senior Stolle sollte das bestens eingeführte Bauunternehmen in eine PGH einbringen. "Wir wären noch Eigentümer geblieben, aber ich hätte nicht Nachfolger werden können und mein Anteil als Sohn und Miterbe wäre dem Staat gänzlich zugefallen", rief uns der zur Enteignung distingierte Diplom-Ingenieur die Prozeduren sozialistischer Entmachtungspolitik in die Erinnerung. Bald war es für Stolles höchste Zeit, die Heimatstadt und alle DDR zu fliehen. Zurück blieben auch Bauwerke der Firma, die noch heute ihre Pflicht erfüllen: Die Scheffelstraßenbrücke am Stadtpark, die Georgbrücke am Stadtbad. Am wenigsten leid war es Stolle um gewisse Schulbräuche, denen zufolge Erkenntnisse aus dem Westfernsehen für Lehrerohren verborgen bleiben mußten. "Man wurde schizophren erzogen", nannte das unser Gesprächspartner, der stets sogleich hinzufügt, daß auch in bundesrepublikanischen Schulen feste Regeln gälten: "Doch man kann seinen Weg gehen, wie man will. Wenn man es begründen kann. Das ist ganz wichtig." Und das Wort ,begründen‘ wird dabei so deutlich, daß es sowohl auf das Rationale wie auch auf das Pekuniäre zielt.
Für Claus-Dieter Stolle ging die Gymnasiastenzeit nahe Stuttgart zu Ende, gefolgt vom Studium des Bauingenieurwesens an der TU Stuttgart und einer zweiten Staatsprüfung, die für den Eintritt in den öffentlichen Dienst unerläßlich ist. In Stuttgart weiter im Regierungspräsidium sieben, dann in der Landesregierung zwei Jahre tätig, ergaben sich aus dem Wirtschaftsministerium heraus Verbindungen nach Bonn, wo er seit nun bald fünfzehn Jahren im BMV tätig ist, zunächst für den Fernstraßenbau in Baden-Württemberg und ab Januar 1991 als zuständiger Referatsleiter für den Bundesfernstraßenbau in den drei südlichen neuen Bundesländern. Auf Wunsch des Ministers übernahm er vor nun einem Jahr als leitender Ministerialrat ein Schlüsselreferat in der verkehrspolitischen Grundsatzabteilung, kompetent für Fragen der Gesamtverkehrswegeplanung für alle 16 Bundesländer und die Mitbetreuung der 17 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit - dies ein erklärtes "besonderes Anliegen". Interessant zu hören, daß Stolles Sohn nach Abitur und Wehrdienst in der vierten Generation Bauingenieurwesen in Aachen studiert.
Aus seiner FEO-Klasse gingen fast alle in den Westen, nur drei oder vier hielten Bodenhaftung, das blieb nun einmal bis zum August 1961 jedermanns Entscheidung... Für C.-D. Stolle und seine Familie, seine Mutter und seine Geschwister, aber bleibt bei jedem Besuch im Chemnitzer Raum der Weg zum Grab der Großeltern auf dem Matthäus-Friedhof an der Kochstraße Ehrensache, zumal der dort beerdigte Stolle-Großvater den Neubau und den Wiederaufbau des Chemnitzer Opernhauses mitbetreute.

 


 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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