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Horst Richter

Horst Richter

Denkmalpfleger von hohem Rang (5. Juni 1914 - 3. August 1990)

Gleich neben der Galerie Weise am Kirchgässchen ist ein alter Torbogen von 1673, ein Portal, in den Flachanbau des Agricola-Hauses eingefügt. Nebenan am Markt die Siegertsche Fassade, eigentlich abbruchreif in den Trümmerwüsten der Innenstadt nach den Kriegsangriffen der Alliierten im März 1945. Sie konnte mit aus Schuttbergen geborgenen Eisenträgern verankert und gerettet werden: dank Richter, heute ein Stück-chen Marktzier. Auch der Rote Turm war von Rui-nen umgeben, als er mit stets unerlässlichem Geschichtssinn bewahrt werden sollte, doch Baumaterial war kontingentiert und eher für Notdächer den Obdachlosen, Ausgebombten, Flüchtlingen reserviert oder zumeist für Besatzerrechte beschlagnahmt. Ein späteres Foto zeigt Richter auf der obersten Gerüstplattform am Alten Rathausturm, als das Zwischenbauwerk zum endlichen Wiederaufsetzen der Turmhaube hochzuführen war. Auch dabei hatte er seine fordernden und fördernden Hände als Karl-Marx-Städter Vorsitzender der "Gesellschaft für Denkmalpflege", die damals im Kulturbund der DDR arbeitete, im Spiel.
Unvergessbar wie Richter eines Tages, Mitte der 80er Jahre raunte: "Das wird Sie erfreuen! Wir haben die Steinblöcke vom Saxoniabrunnen wiedergefunden! In eine Laderampe der PGH Dynamo Müllerstraße eingebaut." Das war eine Freude! Die Teile kamen zu tage und harren unverändert einer künftigen Öffentlichkeit. Horst Richter bleibt der Fund zu danken.
Unsere Bekanntschaft begann Jahrzehnte früher: Am 17. April 1958 klettert ein waghalsiger und gern in jeder Hinsicht schwindelfreier Funkreporter im Inneren des noch ruinösen Roten Turms bis in die obersten Räume, Dr. Laudeley und Horst Richter steigen voraus, Mikrophonkabel werden zum Ü-Wagen gehängt. "Achtung, Aufnahme! Bitte schneiden!" gehen die Kommandos zur "Magnetophonmaschine" unten am Turmfuß. "Baudenkmale in Karl-Marx-Stadt" hieß eine Sendereihe, die meist mit Horst Richter entstand: "Hölzerne Kranbahn", "Historische Räume im Alten Rathaus", "Beispiele frühen Bauens" zu den Lohstraßen-Grabungen, "Fünf Renaissance-Portale in Karl-Marx-Stadt" - jahrelang. Seit 1956 wirkte er im Bezirksfachausschuss für Bau- und Denkmalpflege und betreute zusätzlich auch die Objekte der Kreise Flöha, Zschopau und Stollberg. 1975 beschloss die Volkskammer ein Denkmalschutzgesetz, Richter blieb und wurde zum "großen alten Mann der Denkmalpflege". Im Herbst 1990 starb Horst Richter. "Letzte Skizzen und Aufzeichnungen von Schloßberg und Schloßkirche konnte er im verdienten Ruhestand nicht mehr aufarbeiten", weiß Thomas Morgenstern von der heutigen Unteren Denkmalschutzbehörde.
Bei Kriegsende zählte Horst Richter 41 Jahre. 1953 konnte der Diplom-Architekt beginnen, die erste Denkmalliste des Bezirkes zusammen mit kundigen Heimatfreunden zu erarbeiten, Grabungen zur Bau- und Stadtgeschichtsforschung auszuführen und in Zeiten vorrangiger Enttrümmerung dank spärlicher Baggerkraft und Trümmerfrauenfleiß an die Chancen zu denken, auf Reste der alten Stadtbefestigungsanlagen vorzudringen. "Unter der Leitung von Horst Richter wurden die romanischen Vorgängerbauten bekannter Gebäude, darunter der Stiftskirche Ebersdorf, der Jakobikirche und der Schloßkirche ermittelt", vermerkt Thomas Morgenstern, sein Nachfolger im Amt als Stadtdenkmalpfleger in einem Nekrolog.
In alten Sendeunterlagen sind die Tage verzeichnet, da Horst Richter "Baudenkmale in Karl-Marx-Stadt" vorstellte und für deren Rettung plädierte. Eine Sendung war dem Grundstück "Jugendweg 12" gewidmet. Dort nachzuschauen und für weitere Pflege zu sorgen, wäre ganz in seinem Sinne. Und damit die Relikte des Saxonia-Brunnens nicht für bedenkliche Positionierungen und kommerzielle Interessen herhalten müssen, sollte auch die alte Platzzier vom Roßmarkt wieder zu Chemnitz gehören.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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