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Katharina Kammer

Katharina Kammer

Goldstaub und Liebe mit Charakter

Als Hildegard Luise Hoheisel hat sie Chemnitzer Volksschulbänke in Kappel und auf dem Kaßberg gedrückt, kannte das heutige "Medienhaus" Carolastraße in den Enddreißigern als junge Sekretärin der Handelskammer. Beim Enttrümmern nach dem Zusammenbruch, der strikt als "Befreiung" galt, war sie gewiss hellwach dabei. Katharina Kammer, die in ihrem langen Schriftstellerleben mit Herz für den Rummelsdorfer Hörfunk an der Nalepastraße, für Adlershofer TV-Serien und selbstredend für eine stattliche Bücherreihe tätig wurde, fand ihre Neuzeit-Impulse gern in den Chemnitzer Kulturbundklubs an der Kanzlerstraße oder im Agricola-Klub, Annaberger Straße. Zuerst war sie als Neulehrerin unterwegs, studierte von 1955 an in der ersten Matrikel des Leipziger Literaturinstituts, beheimatet gern im Bezirksverband der Schriftsteller jener Jahre, also in der kollegialen Nähe von Wille und Arnold, den Meyers und Klaus Walther.
Katharina Kammer hat jüngst in Romangestalt "Bekenntnisse für meinen Stiefsohn" mitgeteilt. Folgt man der Legende, zog es jener vor, den Kontakt bald nach dem DDR-Konkurs wieder verkümmern zu lassen, wenngleich erst 15 Jahre nach des Vaters Tod (1971, gemeint ist Karl Veken) ein erstes Lebenszeichen zur Stiefmutter Katharina gelangen konnte. Man besuchte sich, schrieb, verglich Positionen und Erfahrungen. Der Leser gerät in einen Sog von Schau-plätzen, glaubwürdigen Situationen und zuweilen spät entschlüsselbaren Zuordnungen, wird gekonnt in Atemlosigkeit versetzt, so dass die Hoffnung bleibt, der dem Vater aufs Haar gleichende junge Franzose möchte einst Zuneigung zu dieser Elterngeneration zurückgewinnen.
Aus solchem Holz ist also die Schriftstellerin geschnitzt, die sich noch hochbetagt ans Steuer setzt und beherzt nach ihrem Augustusburg oder umständehalber nach Flöha kutschiert: "Nur nicht mehr gern im Dunkeln."
Katharina Kammer trifft man zuverlässig im Publikum der Mittwochskonzerte unserer Chemnitzer Robert-Schumann-Philharmonie. Wenn es um den "Chemnitzer Kopf" Walter Linse geht, mischt sie sich kundig als dessen junge IHK-Sekretärin ein, erinnert ein andermal in der allerletzten Lesecafé-Veranstaltung der Stadtbibliothek im Haus am Schillerplatz an ihre Zeit mit Karl Veken, bei der auch beider Auftreten im "Chemnitzer Hof" in Sachen Kulturbund und "Musenmix im Monat Mai" heraufbeschworen wurde.
Jetzt steigt der Name Rudolf Leonhard als Robert Landberg im "Stiefsohn"-Roman auf, und man darf angesichts des vielgefragten Juniors Wolfgang lange über das Thema Väter und Söhne grübeln, so man sich bitte einer holografischen statt jeglicher einseitigen Geschichtsbetrachtung gewachsen fühlt. Fazit? Gudrun Frohmader hat Katharina Kammer zum 85. Geburtstag einen gerechten summarischen Satz gewidmet: "Der Kampfgeist der großen alten Dame bleibt; der kritische Geist allemal."

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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