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Maria Moese

Maria Moese

Gepflogenheiten mit dem Fernsehliebling 1974 und 1975

Maria Moese zählte seit 1971 zum Kreise der Auserwählten, die dem Fernsehzuschauer von Sendeplatz zu Sendeplatz gepflegt und angemessen kokett sagten, wie es weitergeht. "Die Ansagerin" wusste der Volksmund: DDR-Fernsehen, erstes und zweites Programm. Nachdem mit Gerlind Ahnert frühzeitig schon eine weitere Chemnitzerin vom Sonnenberg solchen Studiorang mit Klasse ausübte (Vater Kurt war in der Sportberichterstattung als versierter Kameramann willkommen), entdeckten wir nun in Maria Moese abermals eine Einheimische: Sie war auf dem Weg zum Fernsehliebling 1976. Aber plötzlich war sie: "Weg vom Fenster!" Maria Moese, geborene Gebler, trug inzwischen den Namen eines populären DDR-Karikaturisten, teilte mit Willy Moese "Tisch und Bett".
Als Dentistentochter Maria Gebler hatte sie die Schulbänke der Pestalozzischule gedrückt, Großvater war als Fleischermeister eine Zentralfigur im Chemnitzer Schlachthof. Im DDR-Fernsehen schrieb sie sich dank Ausbildung ihre Moderationen selbst "auf den Mund" - als erste, wie man erfährt. Doch restlos war sie wohl nicht zu disziplinieren: Maria Moese erlaubte sich den Luxus einer eigenen Meinung. Als Wolf Biermann (wie Willy Moese ursprünglich von West nach Ost in die DDR gekommen) die Staatsbürgerschaft der DDR unerwartet während einer Westreise entzogen wurde und namhafte Künstler von Manfred Krug bis Fritz Cremer (der später schnell sich beugte), von Stefan Heym über Rolf Schneider bis Stephan Hermlin (um nur die Chemnitzer zu nennen) am 17. November 76 wie die Moeses intervenierten, waren ab 19. November 1976 auch die Eheleute Moese "persona non grata".

Bis auf eine beste Freundin in Chemnitz hat Maria Moese seither kaum öffentlichen Kontakt in ihrer Geburtsstadt. Das alte Eck-Grundstück der Vorfahren an der Humboldtstraße 1 besuchte sie hin und wieder. "Lange her!" Der Vertrag mit dem DDR-Fernsehen sei nicht sofort aufgelöst worden, doch an eine öffentliche Sendepopularität war nie mehr zu denken. Auch war wohl mit Charakter ein Zu-Kreuze-kriechen ihre Sache nicht.
Wie es mit ihr seither beruflich und familiär weiter gegangen ist, wollen wir uns Mitte Februar im Tietz-Veranstaltungssaal in der Reihe "Chemnitzer Köpfe" erzählen lassen. Kurz zuvor will sich Willy Moese entscheiden, möglichst auch dabei zu sein. Schließlich stehen seine Bücher auch in den Stadtbibliotheken hier und andernorts. Mit seinen populären Comic-Serien für die NBI, die Wochenpost oder die Junge Welt, für Atze, Frösi, Trommel - "Klaus und Choko" war wohl mit 145 Folgen die damals längste Comic-Serie in der DDR-Presse.
Heute hat Maria Moese Freude an der gründlich erlernten journalistischen Arbeit für Print und Talk und Hörfunk im Berliner Raum. "Ich kann sagen, was ich will, und es passiert mir nichts." Und wir zitieren seufzend Altmeiser Karl Gass aus der deutschen Publizisten-Akademie: "Aber es passiert auch nichts."

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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