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Ilse Voigt

 

Ilse Voigt

Unvergessen als Oma Brieselang und in vielen anderen Rollen

Im einzigen erhaltengebliebenen Eckhaus André-/Weststraße ist Ilse Voigt seinerzeit zu Hause, als sie Mitte der dreißiger Jahre ans Chemnitzer Schauspielhaus engagiert wird. 1937 erliegt sie dem Werben des Chemnitzer Apothekers, Medizinal- und Stadtrates Fritz Meindl und wird seine Gattin: Der "Türmer" verkündet die Trauung auf Seite 243 des Jahrgangs 1937 mit dem Foto der Künstlerin. Zum Chemnitzer Schauspielhaus hat sie eine noch weitaus frühere Beziehung als "Anfängerin" in den zwanziger Jahren, allerdings offenbar ohne überlieferte Presseresonanz. Doch nun nimmt sie die amtierende Kulturprominenz wahr, Stadtrat Ballerstedt (Chemnitzer Tageblatt, später in braunen Chargen) schreibt: "Im Mittelpunkt stand Ilse Voigt an Renate, reif und still geworden in jahrelangem Leid und Verzicht" (zu Max Halbe, "Strom"). Dr. Karl Bachler: "Als Rabensteinerin zeichnete sich in der Neuinszenierung von der Jugendbühne Ilse Voigt aus" (zu Wildenbruchs "Die Rabensteinerin"). "Ilse Voigt war als robuste Hundefängerin recht drollig" (Ballerstedt zu "Hilde und die 4 PS"). "Octavia ohne Tadel, die Römerin aus edelstem Geschlecht" (derselbe zu "Antonius und Cleopatra" im Opernhaus). Und so weiter.

Der Generation dagebliebener Kinogänger und überhaupt ernsthafter Interessenten an den Babelsberger Defa-Produktionen ist Ilse Voigt speziell in den 70er und 80er Jahren zur guten Vertrauten geworden. "Das Pferdemädchen", "Phillipp, der Kleine", "Die gestundete Zeit", mit Krug und Jäcki Schwarz "Weite Straßen - stille Liebe" (1969), mit Herricht "Seine Hoheit - Genosse Prinz". In "Sabine Wulff" war ihre "Oma Brieselang‘ ebenso unentbehrlich wie in Roland Oehmes "Der Mann der nach der Oma kam" von 1971 (Buch Renate Holland-Moritz). Mit "Das Kaninchen bin ich" hatte Ilse Voigt in Kurt Maetzigs Kellerfilm seit 1965 spezielle Film-Verbotserfahrungen (der Film kam erst 1990 aus den Archivkellern der Zensur), die Schauspielerin erreichte dann erst drei Jahre später mit Winfried Junges "Der tapfere Schulschwänzer" und Zschoches "Leben zu zweit" wieder die monopole Defa-Spur hierzulande. Populär und vertraut war sie allezeit. Als wir sie - abermals Jahre später - gern und mehrfach bei den "Kinderfilmfesten mit Theo" in der Stadthalle begrüßten, hat sie knapp auch von ihrer früheren Chemnitzer Zeit gesprochen. Doch wir haben damals wohl nicht eingehend genug nach ihrem Kriegsschicksal gefragt und auch nicht nach jenem Maetzig-Film, den wir nicht kennen durften.

Die frühe Chemnitzer Zeit Ilse Voigts ist jedenfalls und sicher unvollständig in den raren "Türmer"-Bänden bewahrt. Zuerst erfahren wir von der ostsächsischen Herkunft der Schauspielerin. Für diese Zeilen gelingt uns endlich der Telefonkontakt zu Ilse Voigts Tochter Gisela Wahlberg, noch heute zum Magdeburger Theaterensemble zählend. Einst ging sie in die Barbara-Uthmann-Schule auf dem Kaßberg, dort übrigens als Banknachbarin von Ballerstedts Tochter, wie wir hören. Da wäre noch viel zu erfragen. Ilse Voigt hat nach dem Krieg zuerst in Dresden wieder auf den Bühnenbrettern gestanden, ging dann ans erste Thüringer Theater und lange Zeit nach Magdeburg. Dort ist Ilse Voigt im Sommer 1990 verstorben. Was am Grabe in der Stunde des Abschieds gesprochen wurde, darf nun auch in Chemnitz gelesen und gehört werden: Am Volkstrauertag zum "Chemnitzer Totengedenken 2001" in der Feierhalle des Krematoriums. Die Tochter fragte auf unseren Wunsch hin die Pastorin, ob sie den Redetext von 1990 bewahrt habe und den Chemnitzern für diesen ehrenden Anlass überlassen wolle. So kann "Oma Brieselang" alias Ilse Voigt in ihrer zeitweiligen Heimatstadt, in der sie gewiss viele Freunde hat und aus der sie wohl zuoberst der Krieg vertrieb, ein zusätzliches Andenken bewahrt werden.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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