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Jens Wazel

 

Jens Wazel

Mit Chemnitzer TU-Diplom seit Frühjahr '93 bei Microsoft

Der Zweimetermann aus TU-Studentenzeiten ist seinem Nabel der Welt unverändert auf der Spur: "Ich bin immer noch ein bisschen zwischen allen möglichen Stühlen, glaube ich", sagt er uns, als wir die per Email-Wortwechsel ausgetauschten Fragen und Antworten mit einem kecken Telefonkontakt nach Seattle ergänzen. "Vor einem halben Jahr war ich mal in China, bin dann nach Europa geflogen, gucke über die Wüste Gobi aus dem Fenster, und auf dem Videoschirm läuft ein amerikanischer Film. Ziemlich verwirrend! Wo gehöre ich hin?" Vorerst natürlich an seinen Job-Ort, bei Microsoft als Projektleiter für Systemanalyse und mit konzerninternen Spezialprogrammen befasst. Als Autor. Einen anderen Chemnitzer traf er auch unlängst dort auf dem 122. Längengrad (korrekt 122°19'WL, Chemnitz 12°35'ÖL) wieder: "Vorige Woche hat mich einer angerufen, der an der Uni mit im StuRa war. Der ist auch in Seattle. Bei Boeing".

Vorerst hat sich Jens also bei einem Branchenriesen der Extraklasse gut eingelebt. Von der Chefetage ist er mit seinem Chemnitzer Rüstzeug (TU-Diplom, ergänzt von drei Semestern bis zu seinem "Master" in den USA ab Herbst 91) nicht allzu weit entfernt. Denn er schildert uns das Unternehmen als "ziemlich flache Struktur"; es werde nicht so viel Wert gelegt auf Subordination und Distanz: "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Manager". Bill Gates sieht er auf der Straße.
Wir lassen uns von Jens seinen Platz in der Zeit der Montagsdemos beschreiben. Jens: "Im Opernhaus am 7. Oktober 89. Auf der Straße. Bei nächtelangen Diskussionen auf Studentenbuden über Basisdemokratie und eine neue Welt. Im Redaktionsraum von 'Das Organ', welches wir am 9. November 89 gründeten, und dessen Redaktionsleiter ich war bis 1991. Im Studentenratsbüro. Frustriert im März '90 angesichts der Wahlergebnisse". Und jetzt Seattle, bohren wir nach: Kann man heute bis 2010 Lebensvisionen entwerfen? Jens: "Nächstes Jahrzehnt? Nächstes Jahr vielleicht. Ich hab's vorerst aufgegeben, große Plane zu machen, zumal das Land, in dem ich mal welche hatte, nicht mehr existiert. Wenn langfristige Visionen, dann eher welche ganz privater Art. Irgendwo auf dieser Welt an einem interessanten Ort wohnen mit guten Menschen, einer spannenden Arbeit nachgehen, reisen, lernen, verstehen etc.
Der gebürtige Schmöllner kam 1986als TU-Student in die Reichenhainer Straße 66: "Ich wollte Informationstechnik studieren. Später wollte ich zur Informatik wechseln, und durfte nicht. Planwirtschaft". Dann hatte er seinen Mandatsplatz im StuRa und genießt noch nach Jahren andauerndes Andenken als Spiritus Rector der alternativen Studentenzeitung "Das Organ".
Auch sein akademischer Lehrer, der Chemnitzer Prof. Dr. Dieter Bochmann, hatte als Diplom-Betreuer viel Pädagogenfreude an seinem rundum hoffnungsvollen Studenten, der sich nach Bochmanns Erinnerung zu allen anderen Talenten durch einen "lebendigen Schreibstil", eine präzise und zugleich leichtfüßige Schreibe, auszeichnete. Er habe es vermocht, von Anfang an und wachsend kompliziertes Sachverhalten seiner Wissenschaft prägnant und flüssig mitzuteilen. Kein Wunder wohl, denn Jens beschreibt uns seine Eltern: "Vater war in Jena an der Uni Professor für Germanistik, Mutter ist Lehrerin für Deutsch und Englisch". Heute empfindet sich Jens Wazel nach den fünf USA-Jahren und bunten Erfahrungen "sehr international mit vielen internationalen Freunden". Wo er künftig sein werde? "Wer weiß".

Als ein Indianerfilmfestival mit DEFA-Filmen köchelte, sorgte Jens auch dafür, Gojko Mitic über den großen Teich zu holen. So kam dann auch der MDR-Film zustande, der Wazel nach Kindheitsjahren ("85 war ich noch bei der Fahne") Speziell als Thüringer zeichnete. Doch die Stadt an der Chemnitz war auch eine markante Station auf seinem Lebensweg und vieles ist ihm bestens in Erinnerung. Stakkato nennt er Schauplätze und Namen von Freunden: "Ein wirrer Mix aus Mensaabenden mit Einsiedler Bier, Studentenklubfeten, Hörsälen, Internatszimmern, Forschungslabors mit klobigen Rechnern. Die Stadt existierte unabhängig von der Uni. Schön: Die alten Wohnungen meiner Freunde in der Alfredstraße und auf dem Kaßberg, das Voxxx, die Schmiede. Scheußlich: die Innenstadt noch immer, Shopping malls an der Autobahn". Zwischenatem, dann nennte Wazel Leute, die ihm wichtig waren: "Anke, Johannes, Heike, Yosh, Andreas, Krischan, Katrin, Peter, Jens-Harald, Christian, Tilli, Manu, T.O., Thomas, Lewi, Auge, Sven, Jörg, - Studentenrat, AG Fielvalt, "Organ", Filmklub, Studententheater, die Handvoll Leute, die so viel bewegt haben an der Uni vor und vor allem nach der Wende. Ohne die die Uni kulturell und politisch so langweilig gewesen wäre, wie sie's verdient gehabt hätte".

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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