Max Littmann
Architekt Professor, Geheimrat, Deutscher Theaterbauspezialist aus Chemnitz
Wenn Weimar nächstes Jahr als Kulturhauptstadt Europas in Erscheinung tritt, wird die Ansicht des Goethe-Schiller-Denkmals vor dem Nationaltheater abermals in alle Welt gehen. Jener Theaterbau aber folgt der Gestaltungskraft eines namhaften Chemnitzers, des Architekten Max Littmann. Wer ins Vestibül des Bad Kissingener Kurhauses kommt, trifft auf eine Erinnerungstafel, die seit Herbst 1941 dem Erbauer des Ensembles der Kurhausbauten im Tal der fränkischen Saale gewidmet ist. Münster dankt ihm die Stadthalle, die Kurhäuser von Bad Reichenhall und Bad Schachen folgen seinem Entwurf. Sein Vermögen bestand auf dem Fundament maßvoller Funktionalität gewiss auch darin, bürgerlichem Repräsentationsbedürfnis mit vornehmer Gediegenheit Ausdruck zu geben, heiter irgendwie und, doch dieses Urteil ist subjektiv, nie überladen.
Max Littmann, am 3. Januar 1862 in Chemnitz geboren, hat sich in die deutsche Architekturgeschichte besonders durch ein Perlencollier bemerkenswerter Theaterbauten eingeschrieben. Er entwarf das Münchener Schauspielhaus wie das Künstler-Theater der Isarmetropole und dort auch ab 1899 das Prinzregententheater, für Berlin-Charlottenburg das Schillertheater, dazu die Stadttheater in Hildesheim, Posen, Bozen, Neustrelitz und Kissingen. Die Stuttgarter Hoftheaterbauten in der heutigen baden-württembergischen Landeshauptstadt beschäftigten ihn von 1909 bis 1912, als in Chemnitz das Neue Stadttheater, das heutige Opernhaus, nach Plänen des Chemnitzer Stadtbaurats Richard Möbius entstand. Bei seinem Tod im Herbst 131 galt er als einer der größten Theaterbaumeister Deutschlands. "Wo es irgend ging, hat er dabei auf das Rangtheater verzichtet und hat, wie Wagner im Bayreuther Festspielhaus, auf das alte Amphitheater zurückgegriffen, um damit das Gemeinschaftserlebnis der Menschen vor dem Kunstwerk zu betonen", hieß es in einem zeitgenössischen Nekrolog. Von ihm stamme der Gedanke des zuerst in Weimar mit Erfolg eingebauten "variablen Proszeniums", durch das das Theater den Anforderungen eines intimen Kammerspiels ebenso gerecht werden konnte wie denen großer Operninszenierungen mit versenktem Orchester.
Sein Studium hatte Max Littmann an der Chemnitzer Gewerbeschule, den nachmaligen Staatslehranstalten, begonnen. Einige Jahre zierte einsmals seine Büste des namhaften Studenten das Hauptfoyer der heutigen Technischen Universität. Inzwischen ist sie leider an einem ungünstiger erreichbaren Ort im Abseits der Reichenhainer Straße gelandet. Zeitgeist? Da zollt das Münchner Hofbräuhaus am "Platzl", das gleichfalls nach den Plänen und unter der Bauleitung Max Littmanns 1907 seine heutige Gestalt erhielt, dem Chemnitzer ganz anders Respekt, der freilich durch zahlreiche Wohn- und Gesandtschaftsbauten rund um den Marienplatz, durch Bankgebäude, die Anatomie, die Klinikbauten, Malthesersaal und eben das als berühmtestes Wirtshaus der Welt so zugkräftige Hofbräuhaus zugleich zum Münchner Professor und Geheimrat avanciert war.
Wer heute dort Nachfrage nach dem Andenken Max Littmanns hält, gerät zuerst (zumindest in meinem Falle) an einen freundlich-beflissenen Sachsen: Der diensthabende Reservierungschef stammt aus Annaberg! Danke bestens und Vivat Littmann!
Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi