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Helmut Schelsky

 

Prof. Helmut Schelsky

"Die skeptische Generation - Auf der Suche nach der Wirklichkeit"

Das Wahljahr 1998 liegt vor uns. Da sollte das Urteil eines Chemnitzers erwünscht sein, der mit ernsthaften Überlegungen die Ablösung der bürgerlichen Kultur durch eine medienbeherrschte Massenkultur befürchtete. Da müßte das Urteil eines Mannes bedacht werden, der seine Kritik am Sozial- und Wohlfahrtsstaat angesichts verbreiteter staatlicher Betreuung mit dem irgendwie ungerechtfertigten Anspruchsdenken nehmender Bürger begründet, weil bei solcher Gewohnheit eigenverantwortliche Lebensplanung reduziert werde. Gibt es einen solchen kompetenten Gesellschaftskritiker aus dem Humus unserer Stadt Chemnitz?

Bei der ‘Erforschung der formalen und inhaltlichen Zusammenhänge des Lebens heutiger oder historischer Gesellschaften’ stieß Schelsky auf bedenkliche Erscheinungen und veranlaßte er Forschungsresultate, die in seinen Hauptwerken zur freundlichen Erkenntnis zusammengefaßt und vorgelegt sind: "Soziologie der Sexualität" kam 1955 heraus, vor 45 Jahren erschien "Wandlungen der deutschen Familie der Gegenwart. Darstellung und Deutung einer empirischsoziologischen Tatbestandsaufnahme", zwanzig Jahre später "Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen". Zeitkritische Betrachtungen eines gebürtigen Chemnitzers (zuerst ab 1939 in Königsberg an der Universität Dozent für Philosophie und Soziologie, danach in Straßburg ab 1943 im akademischen Lehramt, seit 1953 Professur für Soziologie Universität Hamburg, ab 1973 Professor für Rechtssoziologie der Universität Münster), dessen Resonanz jahrzehntelang auch in den wissenschaftlichen Rezensionen der Fachpresse niedergelegt sind. Kein Stoff für diese Rubrik, doch ein Lektüre-Anstoß und Studien-Appell erster Wahl. Er habe nicht nur als akademischer Lehrer, sondern auch als Direktor der Sozialforschungsstelle Dortmund (ab 1960) und als Kritiker gesellschaftlicher Entwicklungen die Diskussion um die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich beeinflußt. In seinem Werk fanden neben der Kritik an der marxistischen Klassentheorie und der neomarxistischen Ansätze der späten 60er Jahre auch Arbeiten ihren Platz, in denen sich Schelsky mit Gesellschaftbereichen beschäftigt, die, wie Familie, Jugend, Hochschulen, Wandlungen des Sexualverhaltens, der Arbeitswelt, der Institutionenstruktur und des Rechts, in besonderer Weise Bereiche des Umbruchs der BRD-Gesellschaft spiegeln.

Schelskys Titel verführen dringend dazu, hier im Wortlaut als Ertrag seiner Lebensleistung verzeichnet zu werden: "Einsamkeit und Freiheit. Zur Idee und Gestalt der deutschen Universitäten und ihrer Reformer(n)" (1963), "Die Bedeutung des Klassenbegriffs für die Analyse unserer Gesellschaft. Lehrerbildung der Sozialpädagogik und Didaktik." (1961) Welch eine Herausforderung, dort jetzt mehr als 35 Jahre später nachzuschlagen. Und 1973: "Systemüberwindung, Demokratisierung und Gewaltenteilung." Wer braucht das nicht im Wahlkampfjahr?
Der Soziologe Helmut Schelsky (1912-1984) ist mit seinen Untersuchungen auf dem Felde sozialer Strukturwandlungen und zu Fragen der Bildungsplanung in die internationalen Lexika eingegangen. Nicht in irgendeine temporäre Bestandsaufnahme eines Fachgebietes, sondern in eine Jahrtausendenzyklopädie wichtiger Zeiterscheinungen. Werner Steins "Kulturlexikon" in CD-Rom-Version. Bleibt zu wünschen, daß sich die Fachwelt demnächst in Chemnitz zu Rang, Position und Leistung dieses Wissenschaftlers äußert und er mit seinen Schlüssen und Erkenntnissen, so es die Zeit erlaubt, in Chemnitz angemessen bewertet wird. Was hiermit angeregt sei.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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