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Reiner Kunad

 

Professor Reiner Kunad

Und nennen die Liebe lebendigen Frieden

Auch Rainer Kunad hat seine Geburtsstadt beizeiten verlassen, zwanzigjährig. Zuerst wuchs der Eisenbahnersohn in Ebersdorf auf, legte auch 1955 das Abitur ab, dann lockte das musikalische Getriebe der Bachstadt an der Pleiße bis 1959 zum Studium der Komposition. Seine Mutter aber kannte man noch in den 60er Jahren als Garderobiere unserer Städtischen Theater. Werner Hübschmann und Paul Kurzbach gelten als seine frühesten Lehrer, als er die damalige Volksmusikschule am Dresdner Platz besuchte.

Anfangs gern mit Kunstpreisen von Gewicht hochoffiziell geehrt, reichte Kunads konsequente Hinwendung zu geistlichen Themen und geistlicher Musik allzubald aus, dem an der Dresdner und Berliner Staatsoper tätigen Professor für Komposition und Vokalmusik seit den 80er Jahren zunehmend "Distanz zum Regime" nachzureden. Mit dem in unserer Stadt seinen Lebensabend tätig verbringenden Alfred Matusche brachte Kunad die Oper "Vincent" heraus - Grundlage war dessen van Gogh gewidmetes Schauspiel, und er stellte auch im Pablo-Neruda-Klub seine Opernversion von Bulgakows "Der Meister und Margarita" vor. Doch immer stärker boykottiert - selbst ältere Rundfunkaufnahmen kamen nicht mehr zur Sendung -, beantragte Akademiemitglied Professor Rainer Kunad schließlich im Mai 1985 offiziell seine Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft.

Die Eskalation der Machtdemonstration hatte einen simplen Ausgangspunkt: War 1983 in seinem Gottfried-Herder-Oratorium "Stimmen der Völker" der Satz: "Getrost das Eis schmelzen" wahrscheinlich zähneknirschend hingenommen worden, wurde ein Jahr später schon in "Salomonische Gesänge" ein Bibelsatz halbiert: "Die Weisheit ruft auf der Gasse; auf den freien Plätzen erhebt sie ihre Stimme." Der zweite Teil des Satzes wurde nicht mehr gestattet. Fortan und weiter kompromißlos komponierte Kunad ausschließlich geistliche Musik. Der Offenbarung des Johannes wandte er sich in einem Zyklus von drei Oratorien zu, die Bibeltexte mit eigenen Gebetstexten ergänzend: "Jovian der Seher", "Der Seher von Patmos", "Das neue Jerusalem". Erst nach der Wende konnten Professor Ku-nads Oratorien "Stimmen der Völker" und "Salomonische Stimmen" in Dresden wieder aufgeführt werden. Seine Musik hatte die DDR überlebt, der 56jährige war wieder in Sachsen! Seit 1984 waren achtzehn neue große Werke entstanden!

Im Juli 1995 erlag Rainer Kunad einem Herzinfarkt. "Er schrieb orchestral griffig, wohllautend und stets sanglich, ein Postmoderner aus tiefer Überzeugung", hieß es im Nekrolog eines großen Frankfurter Blattes. Kunads Oratorien, seine Orchesterwerke, die Kammermusik und gern auch die Kompositionen für Ballett und Oper sollten den musikalischen Stadtchefs, den profanen wie den sakralen, nicht aus den Augen kommen, damit sie so oft es geht in Chemnitz erklingen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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