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Stephan Hermlin

Stephan Hermlin

Stephan Hermlin - Anders als die Anderen

Wenn er gelegentlich "Grandseigneur" genannt wurde, erwuchs das wohl einfach aus einer Erscheinung, seiner enzyklopädischen Bildung, seiner Konsequenz selbst im Tragischen. Seinen Berufsstand, als Alternative zu den existierenden Verhältnissen im Sinne seiner Gaben frei gewählt, kann ihm niemand streitig machen, so viel Schuld auch Gesinnungsgenossen, zu denen er Schulterschluss oder Distanz pflegte, auf die von ihm bevorzugte Sache auch häuften. Geschichten einer Geschichte, die kein Ende hat. Sein Renommee bleibt im Prüffeld wie bei jedem, der sich volksweit oder gar weltweit äußert. Selbst wenn er in der Provinz bleibt.
Unbenommen auch manch anderer Vorrang. Etwa die Tatsache, dass Hermlin frühzeitig das erste Chemnitzer Bürgerkind wurde, der den Nationalpreis im zweiten deutschen Nachkriegsstaat erhielt, erneut gar ein zweites Mal schon vier Jahre später wieder und zeitgleich mit Dr. Bertsch als Chemiker (auch ein berühmter Chemnitzer Kopf, wenn auch kein gebürtiger). Die Welt war bald so, dass der globale P.E.N. Hermlin zum Vizepräsidenten wählte. Frei, darf man denken. Der genannte zweite Nationalpreis erreichte Hermlin 1954 übrigens für einen abendfülligen Beethoven-Dokumentarfilm der DEFA, der die Vorgänger im Genres hier weit übertraf.
Tausend Gründe gibt es, Hermlins Schriften nicht in Magazinen oder gar in sogenannten "Räumen für spezielle Forschungsliteratur" zu verstecken. Wie achtbar aber waren Resonanz und Beachtung bei jenen, denen er sein Talent gewidmet sehen wollte? Was bleibt aus diesem Weg?
Lasst die Leser prüfen, lasst sie fragen! Auch nach den Beweggründen, die den kunstsinnig und vornehm erzogenen der vermögenden jüdischen Chemnitzer Kaufmannsfamilie David und Lola Leder (Repro unten) in die Szene der Alternativen in den damals gängigen Erscheinungsformen drängte! Umgeht keinen Fakt, rügt weiße Flecke.
Weg und Werk Hermlins hier aufzulisten, liegt fern. Doch angeregt sei, wenn es die Zeit erlaubt, das Lebenswerk des nie Gebeugten nach Impulsen zu durchwandern. Etwa so: Die Rückkehr aus dem Exil ins Nachkriegsdeutschland begründete sich für Hermlin nicht nur aus dem Recht der Geburt, sondern, wie er betont, auch aus dem Recht "meiner Vorfahren, die vor fast zwei Jahrtausenden hierher kamen, vor den meisten Deutschen, gemeinsam mit den Römern".
In seiner Betrachtung "Rückkehr" kommt Hermlin auch auf den Berliner Architekten Posener zu sprechen. Angesichts der allgemeinen Versicherung nach dem Zusammenbruch, für Hitler sei gleichsam keiner gewesen, wäre jener in die Worte ausgebrochen "Armer Hitler" und habe erstaunten Fragen erklärt: "Er hatte ja nicht einen einzigen Anhänger". Eine Diktatur später möchte man heute zuweilen seufzen: Armer Wilhelm, armer Walter, armer Leonid, armer Dachdecker. Die Kunst des Verdrängens zählt zu den besonderen Gaben des Deutschen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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