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Wolfgang Weidlich

 

Wolfgang Weidlich

"Wir haben viel vom Westen aus für die Heimat getan, aber es ist hier leider wenig davon bekannt geworden." Mit seinem Rückblick auf die Jahre des Kalten Krieges und der trügerischen Status-quo-Periode spielte Wolfgang Weidlich gegenüber dem Verfasser auf ein Segment höchstpersönlicher Lebensleistung an: Durchaus unfreiwillig verließ er 1951 seine Geburtsstadt - Frankfurt lag nicht weniger in Trümmern als Chemnitz, aber die Entwicklungen waren für ihn absehbar. Genau am 21. August 1951 hat Wolfgang Weidlich der DDR den Rücken gekehrt. Ausgebildet in Leipzig und Berlin, begann er zwei Jahre später die Gründung einer eigenen Firma als Antiquar in einer Einzimmerwohnung im fünften Stock mit 2000 DM geliehenem(!) Startkapital. In der Frankfurter Schillerstraße wagte er bald darauf die Verlagsgründung nach der Formel "solider Prinzipal plus solide Partner Summe zielsicherer Weg". Dass der jetzt bald 65jährige nach dem Untergang der untauglichen Ostmachtgebilde rasch den Weg an die Chemnitz suchte, ist hinlänglich (auch durch den neugestalteten und ergänzten Band "Chemnitz", der mit seinem Copyright im Verlag Heimatland Sachsen erschien) belegt.
Fünf Jahre nach dem Zonenwechsel entschloss er sich also zu weiterer Selbständigkeit, gründete seinen Verlag, der sich einem verdienstvollen Bereich zuwandte: Dem gestrigen, unzerstörten Antlitz der Städte, über die dann in Ost- und Mitteldeutschland der verheerende Krieg als Feuerwalze gezogen war.
Wer Flucht und Vertreibung im Treck mit kargen Habseligkeiten überstanden hatte, wer sein Elternhaus im Bombenhagel verlor, für den wurden die Bilder aus dem verlorenen Terrain zur Reliquie. Die Nachfrage führte zu einem im Lauf der Jahre auf 600 Titel anwachsenden Verlagsverzeichnis, oft in recht vielen Auflagen begehrt. Erinnerungen an Jugendwege, schwer erreichbare Heimatliteratur, Stadtansichten aller Art kamen heraus: "Deutschland im Bild" (30 Titel), "Burgen und Schlösser" (31 Titel), "Dome - Kirchen - Klöster" (20 Titel), Ansichtskarten von 1880 bis 1930 (110 Titel). "Bei Gesamtdeutschland verstehe ich den Begriff in den Grenzen von 1937", erwähnt Wolfgang Weidlich später beim dreißigjährigen Jubiläum des Verlages. "Die vielen postitiven Kritiken ermutigten mich, diesen Weg weiter zu gehen, und oft waren es die Titel über Schlesien, Pommern und Ostpreußen, die die meisten Auflagen erreichten". Des jungen Verlegers erste Edition aber galt dem Ausgangspunkt: "Unvergessenes Sachsen" erschien 1956, ein spezieller Chemnitz-Band 1975 mit Texten Werner Illings, Helmut Richters und weiteren Ex-Chemnitzern von Rang und Klang. Die beiden Genannten z. B. hatten sich in Stuttgart niedergelassen. Auch die begehrte Zöllnersche "Geschichte der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz" von 1888 brachte Weidlich als unveränderten Nachdruck. Wer Wolfgang Weidlich kennenlernen oder wiedersehen möchte, notiere den Abend des 8. Dezember dafür. Im Grünen Salon des Neuen Rathauses in der gleichnamigen Reihe "Chemnitzer Köpfe" der Stadtbibliothek auch über den Förderverein Stadtbibliothek e.V. eine neue Weidlich-Initiative zugunsten der Erneuerung und Erweiterung des Bestandes an Büchern und Tonträgern des Hauses, die ohne pekuniäre Hilfe gebefähiger und spendenfreudiger Förderer allein mit Fiskusmitteln nicht zu schaffen wäre. Der heutige Bestand zeigt "die Folgen der Jahrzehnte währenden, fast völligen Abschnürung vom westdeutschen und ausländischen Buchmarkt und des ideologisch ausgerichteten Ausbaus der Bestände" (Weidlich). Da sollen Sachspenden älterer Chemnitzer in allen Bundesländern, die ihre Bibkliothek verkleinern und Geldzuwendungen zweckgebunden nützlich sein.
Wolfgang Weidlich, der Chemnitz nur zwangsläufig verließ, hat die Heimat nie vergessen und zählt heute zu denen, die sie nähren wollen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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