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Alfred Siegert

Alfred Siegert

Zwischen Bretgasse, Riefenstahl, Paramount und DEFA

Alfred Siegert fuhr Volvo! Wenn er dazu noch mit einer verdächtigen West-Filmkamera vor einem volkseigenen Betriebstor auftauchte (z.B. DKK Scharfenstein), wurde nach der Drehgenehmigung gefragt. Denn Siegert sah auch noch so aus, als käme er vom ZDF. Er war aber in alter Heimatverbundenheit zu Chemnitz und dem Erzgebirge dabei, einen Visitenkartenfilm über unsere sonnige Gegend für den Unica-Weltkongress 1983 in Paris zu drehen. Ein Jahr später wollte diese älteste Weltorganisation ("älter als UN und Unesco") in der noblen Stadthalle Karl-Marx-Stadt zu ihrem Kongress 1984 zusammen kommen und eine Woche Festival zelebrieren. Da mussten die Weltreisenden erst mal gezeigt bekommen, wie es hinter dem "Eisernen Vorhang" landschaftlich und überhaupt so aussieht.

Den Volvo hatte er übrigens gegen seine Villa, die er lange in Ostberlin bewohnte, eintauschen müssen, weil allerhand Diplomatenvillen für die neuen Botschafter gebraucht wurden. Er bekam dafür an der Leipziger Straße in Berlin eine Neubauwohnung.
Zuerst war der Chemnitzer (*1904) als Filmvorführer am Markt tätig gewesen, etablierte sich mit dem Erstling "Im Reich der klingenden Täler" (Musikwinkel Klingenthal), hatte sich für seinen Karl-Stülpner-Film ("Der Wildschütz des Erzgebirges") die Ausrüstung erworben und dann eine Uraufführung mit großem Orchester in den Kammerlichtspielen (später Ufa-Palast) veranstaltet. Drehort Greifensteine, die Komparserie rekrutierte er unter Arbeitslosen jener Zeit aus der Gegend...

Alfred Siegert hatte sich dann bis zum Eintritt der USA in den Weltkrieg mit seinen für den Paramount-Weltvertrieb gefertigten zwei Dutzend Kulturfilmen einen internationalen Namen als Dokfilmregisseur gemacht. ("Inferno des Erzes", "Wunderwerk der Präzision - Glashütte"). Immerhin war er von Leni Riefenstahl für die legendären Olympia-Filme ("Fest der Völker", "Fest der Schönheit") als Kameramann engagiert worden; wie auch Kurt Ahnert, der zweite Chemnitzer, der in dieser olympischen Crew tätig wurde...

Siegerts Ausrüstung war in seiner Wehrmachtszeit bei einem Chemnitzer Spediteur eingelagert und in all den Koffern und Kisten unversehrt und unentdeckt geblieben. So war er für die DEFA rasch unentbehrlich, drehte "Kinder suchen ihre Eltern", drehte für die Wochenschau "Der Augenzeuge" drehte mit Verwegenheit: Als die Sosa-Talsperre im Bau war, wollte er einen Kameraflug imitieren. Das gelang: In eine niedrige Lore wurde ein Blickfenster fürs Objektiv geschnitten, Siegert klemmte sich in den Bottich und die Seilfahrt über den Höllengrund im Bockautal konnte mit Schwung angeschubst werden. Bald wurden - wie er sagte - "Kraftwerksfilme", die in Ägypten und im Nahen Osten entstanden, seine Industriefilmspezialität.

Lebenslänglich filmbesessen, kam Siegert mehrfach zu den Nationalen Spielfilmfestivals der DDR in die Stadthalle Karl-Marx-Stadt und zum Freundeskreis Film in den Pablo-Neruda-Klub (heute "Terminal 3"). Familiäre Nachkommen hatte Fred Siegert nicht, so dass kurz nach seinem Tode, als auch die Lebensgefährtin verstarb, der filmhistorisch kostbare Nachlass auf einer Berliner Müllkippe landete. Unwiederbringlich.

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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