Bernhard Bau
"Nestor der Rallyefahrer" nannte ihn ein Gratulant zum 70. Geburtstag. Und: "Altmeister der langen Strecke".
Der Jubeltag fiel zusammen mit 50 Jahren Führerschein und dem 40. Jubiläum des Piloten-Examens. Dieser Pionier soll nicht aus Chemnitz stammen? Keine Sorge: Seine Firma "Bau & Günther, Autozubehör-Großhandel" war Südbahnstraße 2. Im Ersten Weltkrieg war er "Flugzeugführer im Stab des kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte", die "technische Veranlagung" sei deutlich bei Benz in Mannheim zur Geltung gekommen", seine "motorsportlichen Ambitionen" begannen früh.
"Bereits 1910 bezwang er in einem 35/70 PS 4 Zylinder Mercedes mit Kettenantrieb und Stahlbandkupplung das Stilfserjoch." All diese Charakteristika finden sich in einem "Schnauferl"-Journal von August 1957, das uns eben noch pünktlich in die Hände kam, um dem fast vergessenen Chemnitzer diese Zeilen zum 121. Geburtstag zu widmen. Die Zitate entstammen der Feder von Karl Friedrich Trübsbach, gleichfalls ein alteingesessener Chemnitzer Name. Weiß der Himmel, wie das Manuskript damals in den Westen gekommen ist. Der Schnauferl-Club "gegründet 1900" gehörte zum AvD, welche Rolle die Sachsen dort spielten, ist nicht überliefert. Nur wissen wir nun dank Trübsbachs Laudatio, dass das Unternehmen Stilfserjoch eine Fortsetzung fand: "Rund zwanzig Jahre später, 1931 und 34, fuhr Bau wiederholt im siegreichen Wanderer-Team der Internationalen Alpenfahrten in ca. 25 Minuten. Graf Sandizell, Graumüller, Hinterleitner, Trübsbach und Krämer waren seine Team-Kameraden, Meister Weber sein getreuer Beifahrer. Die AvD-10.000-km-Fahrt 1931, die größte Fernfahrt aller Zeiten, bestritt Bernhard Bau als Teamführer der Wanderer-Mannschaft gemeinsam mit dem späteren Auto-Union-Rennfahrer Rudi Hasse." Bei weiteren siegreichen Fernfahrten, die Ingenieur Bau als Teamchef führte, gehörte Ferry Porsche (D.i. Ferdinands Junior - d. A.) zu seinem Team und fuhr schon damals schnellste Zeit - bei vielen Langstreckenfahrten war Bau der Sieg nicht zu nehmen. AvD-Sportkommissar war der Chemnitzer später "reichsweit" und blieb dank seiner "beruhigenden, väterlichen Art" ein "einmaliger Starter".
Bernhard Baus Foto mit Wanderer, getigerter Dogge und Garten - stellvertretend für seine Hobbys - zeigen wir heute erstmals in einem Chemnitzer Magazin und hoffen auch dank Weltzugriff im Internet auf weitere Details zur Biografie dieses ebenso technisch wie kaufmännisch tüchtigen Chemnitzers, eines "Chemnitzer Kopfs", der unvergessen bleiben soll.
Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi