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Curt Puhlfuerst

Curt Puhlfürst

Letzten Sonntag brachte die Post das Foto ins Haus, das Curt Puhlfürst (1892) als 60-Jährigen nahe Nürnberg zeigt. Danke. Aber der Reihe nach: Alljährlich seit 1983 wird in der Chemnitzer "Gedenkmatinee zur Erinnerung an die Bombenopfer des 5. März 1945" ein Stummfilmtorso gezeigt mit den einzigen überlieferten bewegten Bildern der unzerstörten Innenstadt. Jahr um Jahr ist der Zuspruch größer als die würdigsten Kinosäle der Stadt: "Aus der Arbeiterstadt - Chemnitz 1929".

Ein paar Inserts nur ließen auf die Positionen der Finanziers schließen, auch Fundort und der Weg des Nitro-Dokuments ins Staatliche Filmarchiv blieben stets nebulös, Hinweise auf Produzent und Kameramann lagen bis in die jüngste Zeit im Dunkel. Erst spät verlautete aus dem Umkreis befragter Gleichnamiger, der Kameramann oder Produzent sei Curt Puhlfürst gewesen. Doch längst nicht mehr in Chemnitz anzutreffen.

Tatsächlich war Curt Puhlfürst nicht mehr zu danken. Zwar hatte das Eckhaus "Bernsbachplatz 4" die Bombenangriffe einigermaßen heil überstanden, doch längst ist keine Erinnerung mehr dort anzutreffen. Da aber muss ein Kaufmann Curt Puhlfürst "Bernsbachplatz 4, 1. Etage" wohnhaft gewesen sein und ebenfalls in der 1. Etage eine Firma "Curt Puhlfürst, Filmfabrikation" betrieben haben.

Den wenigen erreichbaren Spuren des Chemnitzers Curt Puhlfürst von Zeit zu Zeit nachgehend, verriet erst kürzlich die stets hilfreiche Internetadresse "filmportal.de" einen Auszug aus der Biografie dieses Chemnitzer Filmproduzenten, beginnend mit dem Eintrag für 1924/25: "Die Großdampfbäckerei des Allgemeinen Konsumvereins für Chemnitz und Umgebung".

Mit Fahndungshoffnung setzen wir die Wiedergabe einiger Titel hier fort: "Burgfest in Augustusburg am 6. Juli 1924", "Stadt Wildenfels. Idyllisch gelegene Sommerfrische im sächsischen Erzgebirge" (1925), "Das Chemnitzer Wanderheim an der Vierenstraße" (1925/26), "Das Chemnitzer Kinderheim in Lohme auf Rügen" (1925), "Das Chemnitzer Erholungsheim Schloß Lippersdorf" (1925), "Vom Holz zur Kunstseide" (1926), "Ein Rundgang durch den Zoologischen Garten", "Das größte erstklassigste Fleischereispezialgeschäft" (beide 1926), "Aus der Druckerei der Tageszeitung ,Der Kämpfer‘ " (1927).

Besagte "Kämpfer"-Druckerei lag ja nahe Puhlfürsts Adresse in der heutigen Karl-Immermann-Straße. Also war jener Film vom Jahre 1929, der einer damals topmodernen Wahlwerbekampagne für die Chemnitzer Kommunalwahlen zuzuordnen ist, durchaus zum Oeuvre eines offenbar reichlich beschäftigten Spezialisten?!

Heute benutzen wir die Reputation und Verbreitung dieser Rubrik für die Frage nach dem Verbleib all dieser Filme Chemnitzer Sozial- und Lokalbeurteilungen aus Curt Puhlfürsts Sicht. Wenn noch einzelne solcher Puhlfürst-Filme dank internationaler Leserhilfe aufgespürt werden könnten, läge eine Wiederaufführung nahe. Etwa beim bevorstehenden Festival "Begegnungen", das jetzt dem Thema "Heimat" in vielen Facetten gewidmet sein wird.
Der Weggang des Chemnitzer Kaufmanns und Filmproduzenten konnte soeben durch Nürnberger Amtshilfe dokumentiert werden. Dort existierte seit September 1950 unter Curt Puhlfürsts Namen eine "Filmspielwaren-Fabrikation: Qualitätskinderfilme und Bildbandserien", Hummelsteiner Weg 84. Sofort erteilte der Chemnitzer seiner Tochter Ingeborg die Prokura, später verheiratet mit Hans-Erwin Wende, Leibnitzstraße 27. Inzwischen waren die Geschäftsräume der Firma dahin verlegt und das Geschäftsfeld hieß fortan "Herstellung von Heimkinofilmen und Farbdiaverlag". Erst per Silvester 2001 wurde das Geschäft aufgegeben und die Eintragung im Handelsregister gelöscht.

Gemäß Firmenchronik bestand das Unternehmen seit 1921. Den frühen Märchenfilmen (teils in Dia-Streifen-Form) folgten "Kultur- und Werbefilme", wie die Notiz im "Reichskino-Adressbuch 1937" wissen lässt: C-P-C-Film stand für Curt Puhlfürst Chemnitz. Tochter Ingeborg, geboren 1920 in Chemnitz, ist nach dem Weggang aus der Sowjetzone mit den Eltern in Nürnberg geblieben. Vertrieb und Verkauf oblagen Frau und Tochter schon seit dem Curt Puhlfürst zur "Wehrmacht" eingezogen worden war. "Große Teile der Lagerbestände," auch Kameras und Fertigungstechnik "waren durch die Bombenangriffe zerstört oder unbrauchbar geworden," erfahren wir, auch von den weiteren Filmtiteln gibt es allenfalls "nebulöse" Erinnerungen. So bleibt also "Aus der Arbeiterstadt - Chemnitz 1929" weiterhin unser einziges Bewegtbild-Dokument von der unzerstörten Innenstadt. Oder findet sich noch etwas auf anderen Erdteilen?

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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