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Otto Jaeger

 

Otto A. Jäger

Der Leibarzt des Kaisers Haile Selassi I. von Äthiopien

Ein "echter Otto Jäger" ist im neuen Justizzentrum an der Gerichtsstraße zu sehen: das Gemäldeporträt Rudolf Ziels, des ehemaligen Gerichtspräsidenten. Lange im Dunkeln lag der Weg Otto Jägers. Kein Fingerzeig, keine Quelle, kein Lichtblick zu diesem Chemnitzer Kinderarzt.

Ein Abenteurer sei er gewesen, wussten wir von Peter von Zahn, und ein Maler. Unerforschlich, bis jetzt endlich sich ein Born auftat. Wie auch immer Dr. Otto Jäger im Nachkriegsdeutschland von Adelsberg nach Nordafrika aufgebrochen sein mag, er brachte es bis zum Leibarzt einer Kaiserlichen Hoheit, lebte gar am Hofe Haile Selassis von Äthiopien in Addis Abeba bis zum Sturz der Majestät im September 1974.
Das Staatsoberhaupt des ältesten afrikanischen Staates genoss auch als Gründungsmitglied der Vereinten Nationen hohes Ansehen und galt gleichsam global als "graue Eminenz". Dr. Jäger freilich verband sein offenbar auch recht gut dotiertes Leben am Hofe mit der Neigung, zugleich künstlerischen Spuren der Malerei und Grafik vor Ort nachzugehen und kundig zu publizieren. Die reichliche Abfindung-wie auch immer-erlaubte es ihm jedenfalls, im Kanton Tessin nach gutem Baugrund für sein neues Anwesen Ausschau zu halten.
Schon zu Anfang der braunen Herrschaft hatte sich Otto Jäger mit seiner Frau Barbara von Renthe-Fink um einen Ortswechsel kümmern müssen. Zuflucht fand Doktor Jäger in Chemnitz. Stadtbekannt in Glauchau dank "empfindlich reagierendem sozialen Gewissen, kühnem Verstand und großer Organisationsgabe" des Arztehepaares (so hat es Peter von Zahn in "Stimme der ersten Stunde" übermittelt), glaubte er im weit größeren Chemnitz anonymer zu leben. In Adelsberg fand er dann sein Haus, Am Schösserholz 69, die Praxis auch in Marktnähe-bekannt als Geschäftshaus "Steiners Paradiesbetten" an der Friedrich-August-Straße 4, heute also mitten im "Turmbrauhaus".
Peter von Zahn kannte "die ungewöhnlichen Leute" genau, beschrieb Dr. Jäger als "berauschten Kenner und Sammler", der die Räume mit erlesenen Graphiken und Teppichen füllte, tropische Fische in einem Aquarium und eine Giftschlange auf der Dachterrasse hielt. - Wenn sie Geld brauchten, verhökerte er einen Teppich."
Wann Jäger mit seiner eigenen Malerei begann, ist noch nicht erschlossen, auch die Eroberung Barbaras, einer geborenen Schenk zu Schweinsberg.
Otto Jäger war "so alt wie das Jahrhundert", 1900 also in Brüssel geboren, bis 1924 Student der Medizin in Marburg, zugleich studierte er auch Kunstgeschichte. "1929-1946 Glauchau, Chemnitz" heißt es in einem Goslaer Ausstellungskatalog, der auch die weiteren Nachkriegsstationen verzeichnet: Berlin, Hamburg, London, bis 1953 Iran und Kaspisches Meer, danach Irak, Bagdad und seit 1955 Äthiopien, Dondar.
Malende oder musizierende Mediziner sind ja keine Seltenheit. Auch Jäger malte offenbar allezeit mit beträchtlichem Vermögen. Soeben belegt durch einige gut gebundene Galeriekataloge, die uns im Nachklang zum Bildnis Rudolf Ziels im Justizzentrum von Familie Remmert (Chemnitz/Berlin/Göttingen) erreichten. Die Kataloge belegen die Nähe Jägers zu berühmten Chemnitzern wie Karl Schmidt-Rottluff und Friedrich Schreiber-Weigand, einstmals Chef der Chemnitzer Kunstsammlungen.
Jäger malte sie in persönlicher Bekanntschaft, wie Matthias Remmert und seine Mutter Hildegard gern bestätigten. Nur-im Museum am Theaterplatz sind diese "echten Jäger" nicht angekommen, auch nicht im Brücke-Museum. Oder im Karl Schmidt Rottluff-Gymnasium. Allenfalls Nachkriegsverluste könnten sie sein, denn die Beteiligten begegneten einander, als auch der vordere Kaßberg und der Großteil der Stadt wieder aus den Schuttbergen herauskletterte: Schmidt-Rottluff wohnte als erster Kulturbund-Repräsentant im Haus Reichsstraße 15, einen Steinwurf weg von Rechtsanwalt Willy Schumann, Kaßbergstraße 3, und nahe bei Rudolf Ziel, der zurück nach Chemnitz als Richterlehrer und Gerichtspräsident von den Antifaschisten gebeten war.
Tochter Dora Jäger, jetzt Borowska, wirkt in Schleswig-Holstein als Medizinerin, bringt auch die Verwandtschaft zu dem uralten hessischen Adelsgeschlecht derer von Schenk zu Schweinsberg zur Sprache. Wer führt sie nun zusammen zu einer Sondergalerie "Otto Jäger Chemnitz"? Und wer erzählt von der Stimmung vor Jägers Staffelei, als das Bildnis Hildegard Remmerts entstand?

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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